Tim-David Schütz
In 1. Mose 22,5 lesen wir: „Da sprach Abraham zu seinen Knechten: Bleibt ihr hier mit dem Esel, ich aber und der Knabe wollen dorthin gehen und anbeten, und dann wollen wir wieder zu euch kommen.“ Kurz zuvor hatte Abraham den Auftrag von Gott bekommen, seinen Sohn zu opfern. Irgendeinen Zusammenhang zwischen Gott anbeten und etwas Opfern muss es also geben.
Warum dieses Thema?
Als ich in der Bibelschule eine Präsentation über die geistliche Disziplin „Anbetung“ halten musste, stolperte ich über den eingangs erwähnten Vers aus Genesis 22,5. An dieser Stelle kommt das Wort „anbeten“ zum ersten Mal in der Bibel vor.
Genauer gesagt wird das hebräische Wort, das in der Regel für Anbetung steht, hier zum ersten Mal auch mit „anbeten“ übersetzt.
„Interessant“, dachte ich mir. Immerhin hat Gott Abraham aufgefordert, ihm das, was er am meisten auf dieser Erde liebte, zu opfern. Der so lang ersehnte Sohn.
Der Sohn, durch den Gott Abraham zahlreiche Nachkommen schenken wollte. Und jetzt ist er dabei, ihn zu opfern und nennt es Anbeten?!
Anbetung ist bekanntlich mehr als nur die 15 Minuten Lobpreis sonntags in der Gemeinde. Anbetung ist ein Lebensstil. Ein Lebensstil der Opfer beinhaltet.
An dieser Stelle muss ich mich selbst prüfen: Wie sieht es in meinem Leben aus? Was hindert mich mit meinem ganzen Sein Gott zu anbeten?
Sind es vielleicht die Opfer, die ich dafür darbringen muss?
Was muss ich bereit sein zu opfern?
Beim Lesen eines Bibelkommentars zum Hebräerbrief ist mir aufgefallen, dass es mindestens zwei Opfer in Verbindung mit Anbetung gibt:
- Das Opfer des Lobes
- Das Opfer unserer selbst
Was ist ein Opfer?
Zuerst aber halte ich es für sinnvoll, zu definieren, was ein Opfer überhaupt ist.
Laut dem Duden kommen „Opfern“ drei Bedeutungen zu. Opfer sind:
- in einer kultischen Handlung vollzogene Hingabe von jemandem/ etwas an eine Gottheit
- durch persönlichen Verzicht mögliche Hingabe von etwas zugunsten eines andern
- Menschen, die durch jemanden oder etwas umkommen, bzw. Schaden erleiden
Die dritte Art von Opfern ist für unseren Kontext nicht weiter relevant. Dafür aber die ersten beiden, weil sich die drei Opfer in Verbindung mit der Anbetung in diese beiden Arten einordnen lassen.
Das Opfer des Lobes
Als ich damit begann, diesen Beitrag zu verfassen und das Thema schon ausgewählt hatte, wurde ich auf den Vers 15 in Hebräer Kapitel 13 hingewiesen. Dort steht: „Durch ihn lasst uns nun Gott beständig ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen!“
Was ist ein Opfer des Lobes?
Antwort: „Die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen!“
Das Opfer des Lobes lässt sich meines Erachtens am ehesten durch „in einer kultischen Handlung vollzogene Hingabe von etwas an eine Gottheit“ beschreiben. Unsere Gottesdienste mögen auf Zuschauer, ohne christlichen Hintergrund, möglicherweise wie „kultische Handlungen“ wirken.
Entscheidend ist aber vor allem, dass wir nichts aufgeben müssen, um dieses Opfer zu erbringen. Wir Menschen reden gerne und viel (zumindest die meisten) und es verlangt nicht viel von uns unseren Schöpfer mit Worten zu loben. In der Regel erfordert es nicht viel Überwindung bei Lobpreisliedern mitzusingen.
Ich habe bewusst besonders den Lobpreis im Gottesdienst in den Fokus genommen, da es durchaus etwas kosten kann und wird, Gott mit den Lippen zu bekennen.
Es kann Freundschaften kosten, beruflichen Aufstieg, Zuneigung. Damit wären wir aber dann beim nächsten Opfer:
Dem Opfer unserer selbst.
Das Opfer unserer selbst
In Römer 12,1 lesen wir: „Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, angesichts der Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer: Das sei euer vernünftiger Gottesdienst!“
Es lassen sich drei Charakteristika dieses Opfers herauslesen:
- Es soll lebendig sein
- Es soll heilig sein
- Es soll Gott wohlgefällig sein
„Lebendig“, weil es, im Gegensatz zu den alttestamentarischen Schlachtungen, kein punktuelles Opfer sein soll.
„Heilig“, weil es rein sein soll.
„Gott wohlgefällig“, weil es Gott im Fokus haben soll und allein ihm gewidmet sein und allein ihm dienen soll.
Das Opfer unserer selbst lässt sich am besten mit „durch persönlichen Verzicht mögliche Hingabe von etwas zugunsten eines andern“ beschreiben. Worauf verzichten wir? Auf uns selbst. Auf Lob. Auf eigene Ziele. Auf eigene Planung. Auf Selbstverwirklichung.
Aber ist Jesus das nicht wert?
Sie mögen sich sicherlich fragen, was das jetzt mit Anbetung zu tun hat. Berechtigt!
Wir sind geschaffen zur Anbetung Gottes (Eph 1,11-12; Jes 43,7). Aber nicht irgendeinen, sondern des dreieinigen Gottes, JHWH.
Es liegt in unserer Natur zu anbeten. Wenn also Paulus sagt, wir sollen alles zur Ehre Gottes tun (1. Kor 10,11), ist es nicht das Problem, Gott mit allem anzubeten. Das Problem, die Herausforderung, die sich dabei auftun kann, ist vielmehr, welchen Gott wir anbeten.
Bete ich mit meinem Leben Gott, den Herrn, der für mich am Kreuz gestorben ist, an?
Mir ist aufgefallen, dass es mir persönlich sehr viel leichter fällt, mich selbst „anzubeten“. Das mag selbstverliebt klingen, ist es vermutlich auch, aber es ist viel leichter alles zum eigenen Vorteil, zur Ehre seiner selbst zu tun, als zur Ehre Gottes.
Das, was mich also am meisten davon abhält, den Zweck meiner Erschaffung zu erfüllen, bin ich selbst. Wenn ich mich aber selbst opfere (Röm 12,1), ist zumindest ein und häufig auch der größte Götze weggeschafft.
Ursprünglich plante ich, über drei Opfer zu schreiben. Nämlich zusätzlich zu den ersten beiden, das Opfer unseres Besitzes. Im Zusammenhang mit Anbetung, bin ich allerdings der Meinung, dass sich materielle Opfer mit dem Opfer unserer selbst zusammenfassen lassen.
Schließlich sammeln wir selten Reichtum und Güter, um jemand anderes Willen. In der Regel soll es uns dienen, uns erfüllen, uns Freude und Ruhm verschaffen.
Wenn wir aber alles opfern, was uns selbst dient und es demjenigen opfern, den wir anbeten sollen, unserem Herrn, geben wir Gott damit die Ehre. Wir beten ihn an, und erfüllen somit unseren Auftrag und den Zweck unserer Existenz.
Fazit
Opfer und Anbetung hängen sehr wohl zusammen, aber nicht in dem Kontext des AT, wie wir sie kennen. Opfern bedeutet Gott, den Herrn anzubeten und alles, was uns daran hindert, ihn allein, anzubeten, aus dem Weg zu schaffen.
Schreibe einen Kommentar