1. Live-Stream und Mitwirkende im Gottesdienst
Der Live-Stream ist gnadenlos. Er vergibt keinen schiefen Ton, keinen Versprecher, keine unbewusste Geste. Alles wird eingefangen, aufgezeichnet und verbreitet.
Die Vorstellung live im Internet gesehen zu werden, darf nicht unterschätzt werden. So manchem Prediger oder Sänger kann das echt zu schaffen machen.
Wenn die Gemeinde live geht, dann besteht eine reale Gefahr, dass manche nicht mehr dazu bereit sind, im Gottesdienst mitzuwirken. Sie haben mit einer neuen Befangenheit zu kämpfen und fühlen sich nicht mehr frei in ihrem Dienst.
Unsere Lösung ist derzeit, den Live-Stream halböffentlich zu machen, d.h. der Stream ist nicht über Suchmaschinen auffindbar, sondern nur über den speziellen Link. Dies hat den Druck für uns herausgenommen.
Doch es gibt auch gute Gründe für einen öffentlichen Stream. Dann müssen wir uns allerdings auch den Fragen nach Qualität und Bereitschaft der Mitwirkenden unserer Gottesdienste stellen.
2. Live-Stream und Gottesdienstraum
Für die ersten Übertragungen änderten wir in unserem Raum zunächst nichts. Im Hintergrund stand eine Tür offen, das Licht war nicht optimal und der Bildausschnitt hatte viele ablenkende Elemente.
Stück für Stück änderten und verbesserten wir die Bühne, um den Anforderungen einer guten Übertragung gerecht zu werden. Dabei veränderte sich der Gottesdienstraum auch mit.
Als wir dann endlich wieder in den Präsenz-Gottesdienst übergehen konnten, wurden bald Stimmen laut, diefragten, „Wann wird der Saal denn wieder so aussehen wie früher?“
Ein gutes Bild im Stream benötigt gewisse physische Voraussetzungen im Saal. Dennoch muss man sich gut überlegen, wie weit diese Anpassungen gehen sollen.
Der Raum hat Wirkung. Und es ist schnell geschehen, dass der Besucher vor Ort bald mehr Studio und Produktionstechnik sieht, als ihm lieb ist.
Um die Frage, wie viel Live-Stream unser Gottesdienst verträgt, beantworten zu können, muss der Gottesdienstraum unbedingt mit bedacht werden.
3. Live-Stream und Gottesdienstablauf
Seit wir den Stream kontinuierlich mitlaufen lassen, haben sich ein paar Aspekte unseres Gottesdienstablaufs verändert. Der Moderator hat nun die zusätzliche Aufgabe, die Teilnehmer an den Endgeräten in den Gottesdienst mit hinein zu nehmen.
Der Gottesdienst im Stream benötigt ganz eigene Elemente. Begonnen mit einem Willkommen-Screen, einer Hintergrundmusik zu Beginn und vielleicht einigen Zusatzinhalten nach dem Ende der Live-Übertragung.
Je nachdem wie komplex der Stream gehalten wird, müssen Gottesdienstplaner auf zwei Ebenen denken. Sie müssen eine Gemeinde vor Ort, und eine Gemeinde im Live-Stream ansprechen.
Wir hatten vor Kurzem eine Taufe, die natürlich auch im Stream zu sehen sein sollte. Technisch war es allerdings nicht möglich, live vom See aus zu übertragen. Deshalb nahmen wir die Taufhandlung zunächst auf und streamten sie nach dem eigentlichen Gottesdienst als Anhang.
Andere Gemeinden erleben vielleicht noch größere Veränderungen ihrer Gottesdienstabläufe.
Die Art und die Ziele eines Gottesdienstes im Live-Stream haben direkte Auswirkungen auf die Mitwirkenden, den Raum und den Ablauf des Gottesdienstes.
Ich würde gern von euren Erfahrungen hören. Ein Kommentar unten ist daher willkommen.
Schreibe einen Kommentar