Studienreise – Warum und Wie
Nach fast drei Jahren Pause ist es jetzt wieder so weit. Ich darf eine Gruppe auf einer Studienreise begleiten. Wir sind mit 20 Pastoren, Musikern, Technikern und anderen Gemeindemitarbeitern der EF Köln-Ostheim unterwegs.
Zum Kontext: Im Juli dieses Jahres sind wir als Familie nach Köln umgezogen, um in der Gemeinde in den Musikdienst mit einzusteigen. Diese Reise ist nun die erste große Aktion in diesem neuen Dienstfeld. Ich bin gespannt.
Mein Anliegen für diesen Post sind die Fragen: Warum macht man eigentlich eine Studienreise, und wie kann man dabei strategisch vorgehen?
Zum Warum
Natürlich spielt bei mir etwas Abenteuerlust, Spaß am Reisen und Freude an Neuem eine Rolle. Doch das Reicht nicht aus, um den Aufwand und Stress zu rechtfertigen, der mit der Planung und Begleitung einer Studienreise einhergeht.
Ich möchte das Warum an drei Gedanken festmachen.
1. Perspektive
Wer regelmäßig im Dienst in der Ortsgemeinde steht, der kennt das Phänomen gut: Man sieht den Wald vor Bäumen nicht mehr. Jede Woche hat man mit Detailfragen, Personen, Terminen und Problemen zu kämpfen. Man strampelt oft, um nur den Kopf über Wasser zu halten.
Das klingt jetzt vielleicht zu extrem für dich, aber frage dich einmal selbst, wann du das letzte Mal deinen Dienst, deinen Auftrag, deine Gemeinde und das Werk Gottes in deiner Region aus der Vogelperspektive betrachtet hast? Wann konntest du bewusst auf Abstand gehen, dich umwenden und das Gesamtbild auf einmal ins Auge fassen?
Genau das kann eine Studienreise sein, besonders dann, wenn sie darauf abzielt, Werke und Gemeinden zu besuchen, die ähnliche Arbeitsbereiche und Erfahrungen haben, wie man selbst. Man gewinnt eine gesunde Perspektive auf den eigenen Dienst zurück.
2. Impulse
Eine Studienreise bedeutet, bewusste Begegnungen zu erleben. Man kommt schließlich mit vorbereitetem Herzen und aufnahmebereitem Verstand in eine neue Umgebung.
Wenn die „Antennen“ so auf Empfang geschaltet sind, wird alles, was man erlebt, bewusster und wachsamer wahrgenommen. Und oft werden aus Eindrücken Impulse, die man mit nach Hause nimmt.
Es sind entweder Impulse, die das eigene Denken erweitern, anregen und vielleicht auch herausfordern. Und manchmal führen sie zu neuen Ideen für den eigenen Dienst in der Heimat.
3. Ermutigung
Die Ermutigung durch Begegnungen mit Christen aus anderen Kulturen und Kontexten darf nicht unterschätzt werden. Wenn man Zeuge des Wirkens Gottes in anderen Ländern wird, ist das eine tolle Sache.
Das Evangelium vereint alle Nationen. Das wissen wir eigentlich in der Theorie, doch es wirklich praktisch zu erleben ist etwas ganz anderes.
Das Miteinander in der Reisegruppe ist eine weiter Quelle der Ermutigung. Mit gleichgesinnten Menschen unterwegs zu sein, ist eine stärkende und schärfende Erfahrung.
Zum Wie
Es ist wichtig, im Voraus gut dabüber informiert zu sein, was auf der Studienreise passieren soll. Als Reisegruppe haben wir für uns drei Ziele formuliert.
1. Miteinander
Wenn man 9 Tage gemeinsam unterwegs ist, ist das eine wunderbare Chance, einander kennenzulernen und zusammenzuwachsen. Es ist fast unvermeidlich, doch will die Gemeinschaft auch gezielt gefördert werden.
Wir hetzen gemeinsam durch Flughafenterminals, stehen in vollgepackten Vans im Stau und werden viele Orte als Gruppe erleben. Um das „Miteinander“ noch mehr zu fördern, haben wir einige bewusste Entscheidungen getroffen.
Einen Teil der Reise werden in einem großen Air-BnB Haus wohnen und uns selbst verpflegen. Da steigen die Chancen, einander noch einmal von ganz anderer Seite kennenzulernen.
Jeden Morgen starten wir zudem mit einer Andacht, doch sind bewusst nicht die Prediger und Pastoren dazu eingeteilt. Es werden die Leute, die sonst im Hintergrund sind, zu Wort kommen dürfen.
Einige Reiseabschnitte werden wir längere Zeit mit dem Auto unterwegs sein. Wenn man so den halben Tag eingesperrt aufeinander sitzt, kann ein gutes Miteinander entstehen.
2. Mitteilen
Wir sind zwar auf einer Studienreise um zu sehen und zu lernen, und dazu kommen wir noch gleich. Doch der Aspekt des „Mitteilens“ darf nicht unterschätz werden.
Wir sind mit Gott unterwegs, er wirkt unter uns und in unserer Gemeinde und davon wollen wir zuversichtlich reden. Es hat etwas unglaublich ermutigendes ans sich, wenn man davon spricht, was man mit Gott erlebt und sieht, wie andere davon berührt werden.
Genau das soll geschehen, und zwar formell und informell. Die Gruppenleiter sind jederzeit bereit über das Werk Gottes in der Gemeinde und darüber hinaus in Deutschland zu berichten.
Doch „Mitteilen“ gilt auch jedem Teilnehmer der Gruppe. Wir werden anderen auf der Konferenz kennenlernen, an Tischen sitzen und in Gemeinden Begegnungn haben, wo die Teilnehmer darbüer sprechen können.
3. Mitnehmen
Das Wort Studienreise beinhaltet ja schon das Hauptanliegen des Unterfangens. Auf einer Reise Dinge lernen. Die Stationen der Reise sind aus dieser Perspektive ausgewählt worden.
„Mitnehmen“ bedeutet, Neues zu lernen, Hintergründe verstehen, Impulse mitnehmen, Fragen stellen, auch zu hinterfragen und zu reflektieren.
Für jeden Ort, den wir anfahren, haben wir im Vorfeld einen thematischen Schwerpunkt festgelegt und einige Fragen formuliert, über die wir mehr erfahren wollen. Sooft wie möglich werden wir als Gruppe im Dialog mit Verantwortungsträgern sein um weitere Fragen stellen zu können.
Zur Ergebnissicherung soll jeder Teilnehmer für jeden Ort, den wir besuchen, folgende Fragen beantworten:
- Welche Zitate sind dir hängen geblieben?
- Was hast du hier erlebt?
- Was hast du gelernt?
- Was hat dich verwundert oder irritiert?
An mehreren Punkten während der Reise werden wir innehalten und anhand dieser Notizen reflektieren und uns austauschen. Das Ziel dabei ist es, das Gesehene und Gelernte zu vertiefen und in den eigenen Kontext zu übertragen.
Schlussendlich werden wir einige Wochen nach der Reise noch einmal als Team zusammenkommen, um mit etwas Abstand noch einmal die Reise zu reflektieren und, so hoffe ich, das Miteinander noch einmal zu genießen.
Jetzt sind wir mittendrin und noch voll unverarbeiteter Eindürcke und Impulse. Doch Gott hat schon viele Möglichkeiten fürs Miteinander, Mitteilen und Mitnehmen gegeben. Ihm sein der Dank.
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