Das singe ich nicht?! (Teil 1) – Einführende Gedanken

Posted in

ein Beitrag von:

In den Jahren meiner Lehrtätigkeit in unterschiedlichen Gemeinden in Deutschland wurde ich immer wieder mit einer spannenden Frage konfrontiert: „Wie entscheide ich darüber, welche Lieder in unserer Gemeinde gesungen werden sollten?“ Häufig wird die Frage jedoch nicht so formuliert, sondern eher in dieser Form: „Ist es ok, die Lieder von XY oder der Gemeinde YZ…

Dieser Beitrag ist Teil 1 von 8 in der Serie Umgang mit Liedern aus schwierigen Quellen

Hilfestellung zum Umgang mit Liedern aus fragwürdigen Quellen.

In dieser mehrteiligen Reihe will ich mich den Fragen stellen, die mir schon seit Jahren in unterschiedlichen Gemeinden begegnen.

Ich möchte diese Beiträge in erster Linie als Dialog verstanden wissen. Wenn du mir eine Frage über Lieder aus fragwürdigen Quellen stellen würdest, dann würde ich so antworten, wie in dieser Blogreihe.

Komm also mit mir ins Gespräch und lass uns gemeinsam darüber nachdenken, wie wir durch die Auswahl der richtigen Lieder den Zielen Gottes für die Musik entsprechen und unserer Gemeinde besser dienen können.

Woher kommt die Unsicherheit

Musikverantwortliche und Gemeindeleiter haben in der Regel ein allgemeines Gespür für die „richtigen“ Lieder ihrer Gemeinde.

Wenn es aber um konkrete Beispiele geht, helfen die allgemeinen Entscheidungskriterien oft nicht weiter. Kommt jemand mit gezielten Argumenten für oder gegen bestimmte Lieder, ist die Unsicherheit und Ratlosigkeit oft groß.

Woher kommt die Unsicherheit über Lieder aus schwierigen Quellen[1]? Bob Kauflin fasst es sehr gut zusammen[2]:

Eine notwendige Diskussion

Ich möchte zu Anfang festhalten, dass die Debatte um die Frage nach den richtigen Liedern notwendig ist. Die Bibel schreibt dem Gesang in der Gemeinde eine hohe Stellung zu.

Lieder lehren und prägen das Gottesverständnis, sie beeinflussen unser Denken und Fühlen und durch sie wachsen wir im Glauben (z. B. Eph 5,18-19). Durch sie redet Christus noch heute zu uns, wir werden durch sie ermahnt, verkünden das Evangelium, bezeugen unseren Glauben, erfahren Gemeinschaft und lernen Gott in seinem Wesen und Werk kennen (z.B. Kol 3,16) .

Leider erhält die notwendige Auseinandersetzung mit dem Liedgut in den hier betrachteten Aspekten manchmal zu viel Aufmerksamkeit. Sie lenkt vom eigentlichen Auftrag der Musik in der Gemeinde ab, wird manchmal öffentlich und emotional ausdiskutiert und führt in einigen Fällen eher zu Schaden, als Hilfestellung zu bieten.

Wie ich vorgehen möchte

Wir bewegen uns im Thema der Bewertung von Herkunft und Brauchbarkeit unserer Lieder daher auf einem schmalen Grat. Um nicht die Balance zu verlieren, möchte ich wie folgt vorgehen:

  1. Ich werde in den nächsten Beiträgen zunächst die großen Kontra- und Pro-Argumente zusammenfassen und erklären.
  2. Im Anschluss gebe ich einige praktische Ratschläge für den Umgang im eigenen Dienst.
  3. Schließlich will ich versuchen, dieses Thema im Licht des eigentlichen Auftrages der Musik in der Gemeinde einzuordnen.

Ich vermeide bewusst Namen und Titel von Liedern, Autoren und Gemeinden, um keine „Schwarze Liste“ aufzustellen. Meiner Erfahrung nach schüren solche Listen eher Unsicherheiten und Unfrieden.

Stattdessen rede ich von diesen Liedern aus diesen Quellen und jeder Leser kann die Titel und Namen einsetzen, die im eigenen Kontext in Frage kommen. Auf diese Weise bleibt jeder herausgefordert, selbst zu entscheiden und seine eigenen Kriterien prüfend anzuwenden.

Ich setze auch voraus, dass das Lied, um das es geht, an sich eigentlich für deinen Kontext unbedenklich wäre. Mit anderen Worten, wenn du nicht wüsstest, woher das Lied kommt, dann würden du es ohne Bedenken in der Gemeinde einsetzen.

Ich gehe also auch davon aus, dass wir Lieder, die schon in ihrem Inhalt eine Lehre vermitteln, die wir nicht teilen, selbstverständlich identifizieren und ohne große Diskussion und Schwierigkeit aussortieren können.

Ein Gedanke vorweg

Es gibt das Gericht über andere, das Jesus selbst scharf verurteilt (z.B. Mat 7,1). Aber es gibt auch die Unterscheidung, die Jesus besonders von Leitern fordert.

Vom Richten

Jesus verurteilt jedes Richten, das er sich selbst für den Richterstuhl Christi vorbehalten hat (Rö 14,10).

Der Mensch sieht und beurteilt, was vor Augen ist. Jesus aber ist der Richter der Herzen. Er wird selbst am Ende die Menschen in folgendem richten:

Vom Unterscheiden

Das Gericht hat Jesus sich vorbehalten, doch jeder Christ, und besonders Leiter, haben die biblische Verpflichtung zu beurteilen „was vor Augen ist“. Auf der Basis des Wortes Gottes (Joh 7,24) beurteilen wir

Jemanden in die „Gericht“ Schublade zu stecken, nur weil er nicht der eigenen Meinung ist oder uns kritisiert, wäre ein fataler Fehler. So dürfen wir wohl unterscheiden, was jemand tut und sagt, aber auf Absichten und Motive zu schließen ginge zu weit.

Ein Beispiel: Manche Quellen von Liedern haben aus ihrer Musik erfolgreiche Geschäftsmodelle gebaut. Ich sollte bewusst unterscheiden können und mir darüber Gedanken machen, ob ich selbst so in meinem Kontext handeln sollte und wie ich diese Methode bewerte. Jedoch steht es mir nicht zu, die Motive zu richten und z.B. zu sagen, „die machen ihre Lieder bewusst so, dass sie besser verkauft werden. Denen geht es in erster Linie um den Erfolg.“

So muss sich jeder in dieser Sache prüfen, ob er noch „unterscheidet“ oder ob er schon „richtet“.

Mit dieser Korrektur im Hinterkopf und dem gesteckten Rahmen wenden wir uns nun in den kommenden Beiträgen den Kontra-Argumenten gegen diese Lieder zu.

 

Fußnoten

([1] Diese Quellen können Autoren, Gemeinden oder Bewegungen sein.)

([2] https://worshipmatters.com/2016/05/13/singing-songs-from-questionable-sources/)

ANMERKUNG

Die einzelnen Teile dieser Blogserie sind als zusammenhängender Text zu verstehen. Einzelne Aussagen sollten daher immer im Kontext des Ganzen interpretiert werden.

Hier geht es zu den anderen Artikeln dieser Serie.

Hier gehts zum Teil 2 – Argument: Assoziieren

Hier gehts zum Teil 3 – Argument: Unterstützen

Hier gehts zum Teil 4 – Argument: Gutheißen

Hier gehts zum Teil 5 – Weitere Argumente

Hier gehts zum Teil 6 – Was nun? Jedes Lied steht für sich

Hier gehts zum Teil 7 – Was nun? Jedes Lied wirkt im Kontext

Hier gehts zum Teil 8 – Wir haben einen größeren Auftrag

Series NavigationDas singe ich nicht?! (Teil 2) – Argument: Assoziieren >>

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

  1. Comments

    Avatar von Paul Bergmann
    Paul Bergmann

    Spannende Reihe. Danke für deine Arbeit!


    1. Comments

      Avatar von Dr. Johannes Schröder
      Dr. Johannes Schröder

      Danke für deine Ermutigung.


  2. Comments

    Avatar von Andre

    Der Verweis auf Lk 7,53b müsste möglicherweise korrigiert werden, da Lk 7 nur 50 Verse hat.
    Unter dem Abschnitt „vom Unterscheiden“


    1. Comments

      Avatar von Dr. Johannes Schröder
      Dr. Johannes Schröder

      Hallo. Ja, du hast recht. Es ist Lukas 5,43b.


  3. Comments

    Avatar von V Willer

    Vielen Dank für die Arbeit. Ich finde bei mir in Lukas 7 keinen Vers 53. Bei mir hört Lukas 7 nach 50 Versen auf.


    1. Comments

      Avatar von Dr. Johannes Schröder
      Dr. Johannes Schröder

      Hallo Victor. Du hast recht, es sollte Lukas 7,43b heißen. Danke für den Hinweis.


  4. Comments

    Avatar von Dieter

    Diese Reihe wurde mir empfohlen und die Einleitung klingt sehr vielversprechend. Wegen der „schwarzen Liste“: Man sollte es eventuell nicht „schwarze Liste“ nennen, aber eine Vorsortierung könnte doch hilfreich sein, oder? Wenn man die Elemente einer solchen „Liste“ kommentieren würde, könnte das vielleicht Musikleitern helfen zu verstehen wo es sich lohnt genauer hinzuschauen. So ist jeder auf sich gestellt und fängt bei „Adam und Eva“ an, sich einen Überblick zu verschaffen. Wie werden „Unsicherheit und Unfrieden“ durch entsprechende Hinweise erzeugt? Oder andersherum: Wird die Unsicherheit und der Unfriede eventuell vermieden durch die Ahnungslosigkeit der in Frage stehenden Personen?


    1. Comments

      Avatar von Dr. Johannes Schröder
      Dr. Johannes Schröder

      Hallo lieber Dieter. Die „scharze Liste“ würde genau das Gegenteil von dem Bewirken, was ich mit dieser Blogreihe erreichen möchte. Wir müssen selbst bei „Adam und Eva“ anfangen, wenn nötig, um reif und biblisch denken und entscheiden zu lernen. Es ist immer leicht, jemand anderen das Entscheiden und Denken zu überlassen. Was dann aber auf der Strecke bleibt ist die eigene Mündigkeit und persönlichen Verantwortung in der Sache.


In den Jahren meiner Lehrtätigkeit in unterschiedlichen Gemeinden in Deutschland wurde ich immer wieder mit einer spannenden Frage konfrontiert: „Wie entscheide ich darüber, welche Lieder in unserer Gemeinde gesungen werden sollten?“ Häufig wird die Frage jedoch nicht so formuliert, sondern eher in dieser Form: „Ist es ok, die Lieder von XY oder der Gemeinde YZ…