Ein mittlerweile verstorbener älterer Bruder aus meiner Gemeinde hat oft betont, dass Gesang doppeltes Gebet sei. Diese Aussage hat mich tatsächlich Jahre lang begleitet und auch geprägt. Warum auch immer ist diese bei mir hängen geblieben und in Momenten, in denen ich meine Bibel nicht aufschlagen konnte oder beten konnte, musste ich daran denken. In Momenten der Verzweiflung und der Angst hat meine Seele leise die wohlbekannten Lieder mit gesummt oder mitgeweint.
Stimmt das eigentlich?
Doch vor kurzem fragte ich mich: Stimmt das? Ist das gesungene Wort mehr wert als das gesprochene? Und wieso bin ich so überzeugt von dieser Aussage, die sich auf die Erfahrung von ihm und nun auch mir stützt?
Die Bibel sagt uns in Kolosser 3,16: “Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. “
Wir sollen singen. Wir werden ganz klar dazu aufgefordert, zu singen. Wir werden dazu aufgefordert, Gott zu loben im Gesang. Selbst in unseren Herzen. Still, wenn unser Mund und unsere Zunge nicht mehr die Kraft haben zu sprechen.
Stellvertretendes Gebet? Können wir uns Worte leihen?
Kann es sein, dass wir uns Worte “leihen” können? Ist es möglich, Herzensworte eines Anderen zu seinen eigenen zu machen?
Songwriter machen sich viele Gedanken über die Texte, die sie schreiben. Auch wenn sie manchmal förmlich zufliegen, überlegen sie sich genau, ob sie diese mit anderen Menschen teilen oder nicht.
Gott hat diese Menschen beschenkt mit einer besonderen Gabe, um seine Botschaft in die Welt zu bringen. Also können wir uns diese Worte zu eigen machen?
Jesus macht es!
Jesus macht uns genau dies vor. In Lukas 11 fragen die Jünger, wie sie denn beten sollen und Jesus sagt ihnen die Worte vor: “Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen. Und erlasse uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung.” Er sagt ihnen Worte vor, die sie beten können. Er hilft ihnen, einen Zugang zu Gott zu finden und ihr Herz auszurichten.
Also ja, wir dürfen uns die Worte einem Anderen “leihen” und zu unseren eigenen machen. Gott hört uns.
ACHTUNG!
Das relevante ist die Worte wirklich im Herzen zu bewegen, machen wir uns das wirklich bewusst? Machen wir sie uns wirklich zu eigen oder mögen wir die Klangfarbe, die Melodie und die Gefühle, die bei uns geweckt werden?
Markus 11,24 sagt uns folgendes: “ Darum sage ich (Jesus) euch: Alles, um was ihr betet und bittet, glaubet nur, dass ihr es empfangen werden, und es wird euch zuteilwerden.”
Es gibt eine Bedingung, ein fettes Ausrufezeichen möchte ich sagen. Glaubet nur! Worte haben Macht, jedoch, nur wenn sie mit fester Überzeugung und tiefem Vertrauen in Gott erbracht werden.
Kann Gesang Gebet werden?
Kann also in den Zeiten, der mein eigener Verstand, mein eigenes Herz schweigt, der Gesang oder die Lieder, die ich höre zu meinem Gebet, zu meinem Flehen nach Gott werden?
Ja, denn wir wenden uns an unseren mächtigen Gott im Gesang. Es geht immer um ihn und das, was er tut. Deswegen können unsere Lieder oder die Lieder Anderer, die wir glaubend singen, zu einem Gebet werden.
Mit unserem Mund und unserem Herzen bezeugen wir Gottes Größe, Allmacht und Stärke. Und wenn wir ganz bewusst unsere Worte wählen, wenn wir Wahrheiten proklamieren und kundtun im Gesang, dann kommen diese bei Gott an.
Sei mutig
Unser Gesang ersetzt Gebet nicht unbedingt, doch es kann Hand in Hand gehen und uns ermutigen. Es kann uns durch schwere Zeiten tragen und es können Herzenslieder werden, die wir glaubend singen. Also nehme ich mir mit und ermutige auch dich, dir folgende Frage zu stellen:
Glaube ich was ich singe und wird mein Gesang zum Gebet oder singe ich ohne mein Herz und es geht nicht weiter als bis zur Decke?
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