Singen mit Profil

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Das Internet hat in vielen Gemeinden das Gesangbuch ersetzt. Mit den vielen Möglichkeiten, die sich dadurch eröffnen, gehen auch einige Herausforderungen einher. Früher stellten Gremien von Theologen und Musikern in sorgfältiger Arbeit ein Repertoire für eine Gemeinde, einen Verband oder eine Denomination zusammen. Heute liegt diese Verantwortung oft beim Lobpreisleiter. Lobpreisleiter werden damit Lehrer und…

Ich las neulich, was ein erfolgreicher Songwriter in einem Blog über seine Beobachtungen zu Liedern, die überall auf der Welt gesungen werden, zu sagen hatte. Als Musiker identifizierte er dabei 10 Merkmale, die diese Lieder gemeinsam haben.

Das erste Merkmal fiel mir gleich ins Auge: „Universales Thema“, das er in diesen Stichpunkten zusammengefasst hat. So ein Text …

  • … spricht eine weitverbreitete Empfindung im Menschen an.
  • … hängt nicht von Alter, Denomination und kulturellen Hintergrund ab.
  • … macht relevante und ernsthafte Aussagen, die auf alle Gläubigen zutreffen.
  • … kann auch ohne tiefes Bibelstudium verstanden und wertgeschätzt werden.

Singen, was uns vereint

Zunächst bestätige ich diese Beobachtung voll und ganz. Es gibt vieles, das uns als Christen eint, und wir sollten es besingen.

Ich habe selbst erlebt, wie erfüllend es sein kann, wenn man in ein anderes Land kommt und dort bekannte Lieder wiederfindet. Wir haben einen Herrn und er hat uns allen das gleiche Lied in den Mund gelegt.

Christen glauben an den selben Gott. Sie sind auf die selbe Weise durch Christus erlöst und sind vom selben Geist erfüllt.

Daher sprechen diese universalen Lieder in der Regel über:

  • Das Wesen Gottes (besonders als Schöpfer, Vater, König)
  • Das Evangelium (besonders das Erlösungswerk am Kreuz)
  • Hingabe und Weihung
  • Lobpreis und Gebet

Sie sind unschätzbar wertvoll und notwendig. Allerdings glaube ich auch, dass sie allein nicht ausreichen, um einer Ortsgemeinde zu dienen.

Singen, was uns ausmacht

Die Lieder mit den „Universalen Themen“ können etwas ganz Wichtiges nicht. Sie können nicht wiedergeben, was uns als örtliche Gruppe ausmacht. Was zu unserem Profil gehört.

Christen glauben an den selben Gott, aber sie glauben nicht auf die selbe Weise. Jeder Kontext hat seine Schwerpunkte, seine Betonungen und … ja, seine Unterschiede.

Ich bin mit Liedern über Buße und Sündenbekenntnis aufgewachsen. Mit Aufrufen zum mutigen Zeugnisgeben. Mit Liedern über die Ewigkeit, den Tod und die Hoffnung auf die Auferstehung.

Diese Themen gehören nicht zu den „universalen Themen“, und doch sind sie so wichtig für meine persönliche Beziehung zu Gott und was ich in meiner Gemeinde betont sehen will. Wir brauchen diese „Profilthemen“ in unserem Repertoire.

Bewusst wählen

Für mich bedeutet dies nicht, die „universalen“ Lieder zu ächten oder nur die „Profillieder“ zu singen. So einfach will ich es mir nicht machen.

Ich möchte den Schatz der „Universallieder“ voll ausschöpfen und alles singen, was in meiner Gemeinde zum Segen werden kann. Dadurch singen wir davon, was wesentlich und vereinend für die Christenheit ist.

Doch ich möchte auch den Wert der „Profillieder“ nicht missen. Durch sie kann ich gezielt in meinen Kontext sprechen und stärken, was uns als Ortsgemeinde ausmacht.

Wenn ihr meine Beobachtungen teilt oder ergänzen wollt, wäre ich über ein Kommentar unten sehr dankbar.

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  1. Comments

    Avatar von Anonym

    Hallo Johannes,
    da triffst du einen empfindlichen Punkt.
    Wir haben nicht einen Lobpreisleiter, sondern gleich 5.
    Nicht weil wir so viele ausgebildete Lobpreisleiter haben, sondern gerade weil es keinen kompetenten Leiter gibt, es aber jemand tun muss.
    Jeder einzelne hat seine Vorstellungen und Schwerpunkte. Der eine wählt Lieder nach den Akkorden die er greifen kann oder auch nicht, der andere tendiert zur Nostalgie, der dritte ist froh, wenn er seinen Einsatz überlebt hat usw.
    Sicherlich übertreibe ich jetzt. Jeder von ihnen macht seinen Dienst sehr treu und nach bestem Wissen und Gewissen. Ich bin für deren wertvollen Dienst sehr dankbar und kann von ihnen nicht mehr erwarten. Ich bin dankbar für das, was wir haben! Ganz ehrlich! Aber der Idealzustand ist es nicht. Ich weiß, dass es sich ändern muss, aber wie? Damit bin ich selbst überfordert. Wo gibt es diese „10 Schritte zum idealen Lobpreisleiter“ 🙂 ?


    1. Comments

      Avatar von Johannes Schröder
      Johannes Schröder

      Danke für deine ehrlichen und offenen Worte. So wie du es beschreibst, sieht der Gemeindealltag wohl an vielen Orten aus. Ich möchte sicher keine Wunden aufreißen. Dennoch ist es mir wichtig das Bewusstsein für die geistliche Verantwortung von Lobpreisleitern zu wecken. Das 10-Schritte-Programm habe ich leider selbst noch nicht gefunden, aber vielleicht findet sich jemand in diesem Forum, der weiterhelfen kann. Mir fallen drei mögliche Wege ein: 1) Als Gemeindeleitung das gewählte Liedgut stärker mitgehalten. 2) Die Lobpreisleiter in Sachen Liederauswahl schulen. 3) Gemeinsam mit den Lobpreisleitern im Gespräch über die Lieder bleiben (z.B. durch Feedback, gemeinsame Gottesdienstplanung, etc.)


  2. Comments

    Avatar von Milena

    Danke für interessante Gedanken, sie haben mir den Stoff zum Nachdenken gegeben.


    1. Comments

      Avatar von Johannes Schröder
      Johannes Schröder

      Hi Milena. Danke für dein Kommentar. Wenn du möchtest, kannst du uns ja noch an deinen Gedanken teilhaben lassen.


Das Internet hat in vielen Gemeinden das Gesangbuch ersetzt. Mit den vielen Möglichkeiten, die sich dadurch eröffnen, gehen auch einige Herausforderungen einher. Früher stellten Gremien von Theologen und Musikern in sorgfältiger Arbeit ein Repertoire für eine Gemeinde, einen Verband oder eine Denomination zusammen. Heute liegt diese Verantwortung oft beim Lobpreisleiter. Lobpreisleiter werden damit Lehrer und…