Gott singend lieben

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In meinen Vorträgen zu Musik und Theologie in Gemeinden mache ich manchmal einen spontanen Einschub. Wer mich kennt, der weiß, dass dies häufiger vorkommt, als vielleicht gesund ist. Nun, ich verbinde in dieser Fußnote das Gebot der Liebe mit dem Akt des Singens. Da gibt es erstaunliches zu entdecken. Neulich ermutigte mich ein Teilnehmer dazu,…

Das Gebot der Liebe

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Verstand und deinen Nächsten wie dich selbst.
– Lukas 10,27 –

Als Jesus vor den Schriftgelehrten das Gebot der Liebe zur höchsten Priorität des Menschen erklärte, machte er klar, was im Zentrum unserer Beziehung zu Gott stehen sollte. Eine allumfassende, vom Innersten des Menschen kommende, rationale und emotionale Liebe.

Das Gebot der Liebe gilt jedem einzelnen, aber auch der ganzen Gemeinde. Unsere Liebe zu Gott ist die Antwort auf seine Liebe zu uns.

Jesus nennt vier Merkmale dieser Liebe „Herz, Seele, Verstand und Kraft“. Da Liebe zu Gott also eine Antwort in diesem 4-fachen Sinne ist, dann eignet sich das Singen hervorragend als Ausdruck unserer Liebe zu Gott.

Jede Antwort auf Gottes Offenbarung ist ein Akt der Anbetung. Wahre Anbetung ist immer von Gott ermöglicht und nimmt eine Form an, die er auch erwartet.

Wir haben nicht die Kraft zur wahren Anbetung in uns und würden ohne Gottes Hilfe in zermürbende Religiosität verfallen. Wir brauchen zudem Gottes Leitung in der Anbetung, denn unsere Antwort muss dem Wesen und Willen Gottes entsprechen.

Anbetung geschieht sowohl in persönlicher Beziehung, aber auch in gemeinsamer Begegnung mit Gott.

Das Gebot der Liebe, wie Jesus es uns gegeben hat, erfüllt im besten Sinne diese Anforderungen an wahre Anbetung.

  • Wir antworten auf Gottes Liebe mit einer Liebe, die er selbst in uns ausgegossen hat.
  • Wir wissen, wie diese Liebe praktisch auszusehen hat: Herz, Seele, Verstand und Kraft.
  • Die Antwort der Liebe zu Gott soll das Leben jedes Einzelnen und das der Gemeinde ausmachen.

Wenn wir in diesem Zusammenhang über das Singen nachdenken, dann erkennen wir erstaunliches. Beim Singen kommen alle vier Merkmale der Liebe voll zum Tragen.

Von ganzem Herzen singen

Das „Herz“ ist im biblischen Verständnis in der Regel der Sitz des physischen, geistlichen und geistigen Lebens. Man könnte fast sagen, dass „Seele“ und „Verstand“ zwei Aspekte des Herzens sind.

Das Herz ist der Schlüssel zu diesem Gebot. Es ist das Kommandozentrum so zu sagen. Von hier aus geht der Befehl an unser ganzes Wesen: Ich will Gott lieben

Im Herzen entstehen unsere Motive. Hier treffen wir unsere Entscheidungen

Auch beim Singen ist das Herz der Schlüssel. Nur das Lied, das von Herzen kommt, erfüllt auch die Erwartungen Gottes.

Werdet voller Geist, indem ihr zueinander in Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern redet und dem Herrn mit eurem Herzen singt und spielt.
– Epheser 5,18b-19 –

Lasst das Wort des Christus reichlich in euch wohnen, indem ihr in aller Weisheit euch gegenseitig lehrt und ermahnt mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern, Gott singend in euren Herzen in Gnade.
– Kolosser 3,16 –

Von ganzem Herzen singen bedeutet

  • sich bewusst dafür zu entscheiden.
  • zu wissen, was durch den Gesang geschehen soll.
  • sich dem Nächsten im Gesang zuzuwenden.
  • sich voll auf Gott auszurichten.

Wir lieben Gott von ganzem Herzen, wenn wir im Gesang Gottes Ziele zu unseren Zielen machen.

Mit ganzer Seele singen

„Seele“ kann das „Lebensprinzip“ oder den „Sitz des inneren menschlichen Lebens“ bedeuten.

Da bildete Gott, der HERR, den Menschen aus Staub vom Erdboden und hauchte in seine Nase Atem des Lebens; so wurde der Mensch eine lebende Seele.
– 1. Mose 2,7 –

Unsere Seele beschreibt die Kraft des Lebens, die Gott unsere biologischen Schale eingehaucht hat. Sie ist unser Innenleben, samt Charakter, Persönlichkeit und Emotion.

In unserer Seele erleben wir Gott. Der Herr hat sie erlöst, sodass sie ihn preist:

Zu dir, HERR, erhebe ich meine Seele.
– Psalm 25,1 –

…damit meine Seele dich besinge und nicht schweige. HERR, mein Gott, ewig werde ich dich preisen.
– Psalm 30,12-13 –

Unsere Sehnsucht nach Gott spüren wir in unsere Seele:

Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott…
– Psalm 42,3 –

Unsere Seele empfängt auch die Hilfe Gottes an unserem inneren Menschen.

Was bist du so aufgelöst, meine Seele, und was stöhnst du in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihn noch preisen, das Heil meines Angesichts und meinen Gott
– Psalm 43,5 –

Wenn wir Gott mit ganzer Seele lieben wollen, dann müssen wir sie für das Lob Gottes wecken.

Wache auf, meine Seele! Wachet auf, Harfe und Zither! Ich will aufwecken die Morgenröte.
– Psalm 57,9 –

Wir lieben Gott von ganzer Seele, wenn in unseren Liedern das Lob Gottes, die Sehnsucht nach Gott und die Erfahrung der Hilfe Gottes zum Ausdruck kommen.

Mit ganzem Verstand

„Verstand“ bezieht sich im Allgemeinen auf eher kognitive Funktionen, die Fähigkeit zu denken, zu begreifen und zu schlussfolgern, semantische Komponenten, die sowohl in „Herz“ als auch in „Seele“ vorhanden sein können.

Es wird allmählich klar, dass die 4 Merkmale der Liebe nicht unabhängige Eigenschaften sind. Keine kann ohne die anderen drei wirklich zur Entfaltung kommen.

Liebe hat mit Denken zu tun.

  • Wir erinnern uns an alles Gute, dass Gott uns schon getan hat.
  • Wir vergegenwärtigen uns, was wir in und mit Gott haben.
  • Wir erkennen, was Gott tut, und werden dadurch ins Lob geführt.

Die Gehirnforschung stellte fest, dass beim Musikmachen das Erinnerungszentrum unseres Gehirns besonders aktiv ist.

Natürlich brauchen wir zum Singen alle Erinnerungen, um das Lied einigermaßen sauber und mit dem richtigen Text zu singen. Allerdings schwingt beim Gesang noch sehr viel mehr mit.

Unser Verstand verknüpft nämlich mit der Melodie auch Erinnerungen aus der Vergangenheit. Erlebnisse und Gefühle, die irgendwie in Zusammenhang mit dem Lied stehen, kommen wieder hoch.

Durch das Singen können wir uns an die vergangenen Wunder und Führungen Gottes nicht nur erinnern, wir können sie sogar ein Stück weit erleben.

Wer Gott bewusst erlebt, wird immer ein neues Lied haben:

Er hat mich heraufgeholt aus der Grube des Verderbens, aus Schlick und Schlamm; und er hat meine Füße auf Felsen gestellt, meine Schritte fest gemacht. Und in meinen Mund hat er ein neues Lied gelegt, einen Lobgesang auf unseren Gott.
– Psalm 40,3-4a –

Wir lieben Gott mit ganzem Verstand, wenn wir sein Wirken bewusst erkennen, ihm im Lob darauf antworten und durch den Gesang noch tiefer in die erlebte Beziehung mit Gott eintauchen.

Mit aller Kraft

„Kraft“ ist vielleicht die deutlichste der vier Merkmale der Liebe. Sie kann sich auf die Vitalität oder Lebenskraft beziehen, die sie alle motiviert.

Singen ist ein sehr physischer Vorgang. Einen Leistungssportler unterscheidet im Grunde sehr wenig von einem Profimusiker. Natürlich mit einigen Einschränkungen:

  • Der Musiker arbeitet eher mit den kleinen Muskeln in Hand, Mund und Stimmapparat.
  • Musiker bewegen sich in der Regel weniger.
  • Musiker messen Leistung über das Gehör.

…mit jubelnden Lippen wird mein Mund dich loben
– Psalm 63,6b –

Lob ist etwas Sichtbares, Hörbares und Ansteckendes. Lob braucht unseren Körper.

Meine Stärke und mein Gesang ist Jah.
– Psalm 118,14a –

Wer singt, leistet Mikro-Sport. Wer schon einmal längere Zeit gesungen hat, kann bestätigen, dass es Übung und Konzentration braucht, um durchzuhalten. Wer für Gott singt, der weiß, woher er seine Kraft dazu hat.

Wir lieben Gott mit aller Kraft, wenn wir die Kraft, die Gott uns gibt, in sein Lob investieren.

Ein Ruf an Lobpreisleiter

Was für eine Chance, die wir haben. Sonntag für Sonntag dürfen wir unsere Gemeinden darin anleiten, unseren Gott durch den Gesang zu lieben.

Wie wichtig ist es doch, die Prioritäten für diese besondere heilige Zeit nicht zu verschieben.

Wie essenziell ist es, sich darauf so gut wie möglich vorzubereiten, damit wir den Menschen durch vermeidbare Fehler nicht im Weg stehen.

Wie grundsätzlich ist es, die Lobpreissprache seiner gesamten Gemeinde zu kennen, um alle in ein Lied hineinzunehmen, mit dem sie Gott ihre Liebe zujubeln können.

Und schließlich, dass wohl wichtigste ist, dass wir Gott selbst durch unsere Musik lieben. Wir können Menschen nur darin anleiten, was wir selbst erleben.

Liebe Gott mit deinem Lied.

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  1. Comments

    Avatar von Alexander Dyck
    Alexander Dyck

    Vielen Dank, Johannes für diesen sehr wertvollen Beitrag.


    1. Comments

      Avatar von Dr. Johannes Schröder
      Dr. Johannes Schröder

      Danke für den Impuls dazu 🙂


In meinen Vorträgen zu Musik und Theologie in Gemeinden mache ich manchmal einen spontanen Einschub. Wer mich kennt, der weiß, dass dies häufiger vorkommt, als vielleicht gesund ist. Nun, ich verbinde in dieser Fußnote das Gebot der Liebe mit dem Akt des Singens. Da gibt es erstaunliches zu entdecken. Neulich ermutigte mich ein Teilnehmer dazu,…