Gemeindechöre (Teil 4): Rahmenprogramm

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Chöre sterben an fehlender Vision. Doch wie kann man bewusste Schritte gehen, um das zu vermeiden? In dieser Woche der Blog Reihe über Gemeindechöre rede ich etwas warnend, dass ein Profil zu haben allein nicht ausreicht, um einen Chor erfolgreich aufzustellen.

Dieser Beitrag ist Teil 4 von 6 in der Serie Gemeindechöre

Bisher in dieser Reihe erschienen

Teil 1: Band vs. Chor
Teil 2: Chor = Chor = Chor?
Teil 3: Lobpreisteam

Musik in der Gemeinde ist ein geistlicher Dienst. Sie sollte geistlich bewertet werden. Mensch mit geistlicher Perspektive sollten sie anleiten, etc.

Leider sieht es in vielen Köpfen da anders aus. Der Chor wird zuerst musikalisch bewertet. Wenn die Verantwortlichen eines Chores diesen Gedankengang mitgehen, dann bauen sie einen Chor mit einem ganz bestimmten Profil:

Chor als Rahmenprogramm

Ich vermute, dass dieses Profil in den Köpfen der meisten Leute steckt. Der Chor verschönert den Gottesdienst, gibt ihm eine gewisse Würde und ist im Allgemeinen ein für den schönen Rahmen verantwortlich.

Der Chor wird primär musikalisch bewertet. Man liebt und erwartet den Effekt des Chorgesangs im Gottesdienst.

Einige Beispiele

Ich habe einen Dirigenten kennengelernt, der mir sagte: „Unser Pastor möchte jeden Sonntag einen triumphalen Auftakt. Das ist unser Auftrag im Gottesdienst.“

In einer anderen Gemeinde hoffen die Mitglieder jedes Mal darauf, vom Chor so mitgerissen zu werden, dass es sie nicht mehr auf den Stühlen hält. Spätestens beim Tonartwechsel steht die ganze Versammlung.

Auch in meiner Gemeinde bewerten wir das erste Lied des Chores sehr stark nach dem seinem Affekt. Wir wollen zum Lob und zur Dankbarkeit einstimmen und eine positiv-festliche Stimmung verbreiten.

Wo es passt

Ich weiß nicht, ob sich bei dir schon ablehnende Gedanken geregt haben. Doch würde ich dieses Profil nicht grundsätzlich schlechtreden. Immerhin hat so ein Chor eine bewusst ausgelebte Vision.

Es gibt Kontexte, da ist der Chor in diesem Profil tatsächlich wertvoll. Nehmen wir z.B. eine Evangelisation, eine Konferenz, ein Anspielgottesdienst, usw. In solchen Momenten ist Atmosphäre sehr wichtig.

Da der Chor eine musikalische Gewalt ist, sollten diese Gedanken immer die Auswahl von Liedern begleiten. Der Chor gestaltet den Rahmen mit. Das darf nicht unterschätzt werden.

Wann es nicht mehr passt

Wenn der Chor jedoch ausschließlich nach seinem musikalischen Wirken beurteilt und eingesetzt wird, ist das meiner Meinung nach viel zu kurz gedacht. Der Dienst droht einseitig zu werden, oder gar zu implodieren.

Bei diesem Profil steht die Musikalität im Vordergrund. Das bedeutet, dass die Sänger ein gewisses Maß an Können mitbringen müssen.

Das Repertoire wird sehr stark nach musikalischen Ansprüchen bestimmt, und in den Proben wird es vermutlich hauptsächlich um das detaillierte Schleifen von musikalischen Effekten gehen.

So ein Chor steht in der Gefahr, den eigentlichen geistlichen Auftrag nicht mehr bewusst wahrzunehmen. Man sagt natürlich, dass man immer noch Gott und der Gemeinde dient.

Allerdings geht man davon aus, dass dieser Dienst darin besteht, so gut wie möglich zu singen. Ganz nach dem Motto, „nur das Beste für den Herrn.“

Wenn die Musik im Vordergrund steht, dann steigt der musikalische Anspruch, verringert sich die Zahl der Mitwirkenden und am Ende geht es um Performance und nicht um Dienst.

Spätestens jetzt steht der Chor als Dienstbereich vor dem Aus, denn in unserer Kultur geht so ein Ensemble auf Tour, erntet Applaus und vielleicht sogar Gagen. Nichts davon wird man in einer Gemeinde finden und so orientiert man sich neu.

Was es so schwer macht

Tatsache ist aber auch, dass der Chor von außen hauptsächlich als musikalisches Ensemble wahrgenommen wird. Die meisten Kommentare, das größte Lob und das beste Feedback erhält man nach eindrucksvollen Auftritten.

Das macht es für jeden Musiker und Dirigenten schwierig, den Fokus auf das eigentliche Ziel zu halten, wenn man denn eins hat. Und dass ich denke, man sollte höhere Ziele haben, ist vielleicht schon durchgeklungen.

Es bleibt leider oft an den Dirigenten hängen, die eigenen Sänger zuerst, und dann auch die Gemeindeleitung und alle Mitglieder immer wieder darauf hinzuweisen, dass es beim Chor um mehr geht als nur die schöne Musik.

Der Chor eignet sich hervorragend dazu, dem Gottesdienst einen besonderen Rahmen zu geben. Doch hat er durchaus das Zeug dazu, etwas zum Bild im Rahmen mit beizutragen.

Oder wie Psalm 33,3 es ausdrückt: „Singet ihm ein neues Lied; spielt schön auf den Saiten mit lautem Jubel.

Der Chor in der Balance zwischen „spielt schön“ auf „singet ihm“.

 

Wie geht es dir mit diesem Thema? Würdest du es anders bewerten?

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