Erfolgsrezept für Musikleiter: Tipp 6 – Der richtige Umgang mit Kritik

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Im Tipp für diese Woche geht es um ein ganz praktisches Thema: Feedback und Kritik. Rückmeldungen sind unausweichlich, möglicherweise hilfreich, aber immer herausfordernd. Dienende Leiter lernen, mit dieser Realität umzugehen.

Dieser Beitrag ist Teil 6 von 9 in der Serie Erfolgsrezept für Musikleiter

Dienende Leiter sehen im Feedback eine Chance zur Entwicklung.

Leiter, die auch nur ein wenig über sich selbst nachdenken, wissen, dass sie nicht alles wissen, und dass sie nicht alles richtig machen. Deshalb ist ein dienender Leiter immer bereit zu lernen.

„Der Weg des Narren erschein in seinen eigenen Augen recht, der Weise aber hört auf Rat.“ Sprüche 12,15

Lernen beginnt immer mit dem Erkennen und Benennen einer Lücke. Es gibt verschiedene Wege, wie wir unsere Lücken erkennen können, aber Feedback ist wahrscheinlich die konfrontativste von allen (es sei denn, wir sind selbst in einer Sache völlig gegen die Wand gefahren).

Warum uns das so schwerfällt

Aus verschiedenen Gründen fällt es uns oft schwer, Feedback anzunehmen:

Persönlich – Wir oft nicht lernfähig, zu müde und erschöpft oder glauben, zu beschäftigt zu sein, um auf Feedback zu hören. Wir fühlen uns angegriffen.

Perspektive – Wir haben eine andere Wahrnehmung der Situation. Vielleicht erkennen wir auch nicht die Wachstumschancen des Augenblicks. Wir fühlen uns missverstanden.

Position – Wir glauben, dass wir besser ausgebildet sind in dem kritisierten Thema, oder dass wir mehr Überblick oder Kompetenz haben. Wir überschätzen uns selbst und unterschätzen den anderen.

Problem – Wir haben ein persönliches Problem mit der Person, die uns kritisiert. Wir können uns nicht auf die Sachebene begeben.

Kritikfähigkeit stärken

Zwei gedankliche Schritte, die uns helfen können, besser mit Kritik umzugehen und sie anzunehmen, möchte ich machen.

1. Kritik Einordnen

Zunächst möchte ich die Qualität der Rückmeldungen so objektiv wie möglich einordnen. Ich persönlich orientiere mich an drei sehr grundlegenden Kategorien.

Lärm

Das ist Feedback, das sich an allgemeinen Aussagen und Meinungen orientiert. Jemand wiederholt etwas und sagt, was für „allgemein gültig“ gehalten wird.

Oft hat dieses Feedback nichts direkt mit der angesprochenen Situation zu tun, oder wird der Komplexität der Sache nicht gerecht.

Über diese Themen habe ich mir der Regel schon zuvor Gedanken gemacht und eine Meinung dazu formuliert. „Lärm“ kann ich schnell einordnen und entsprechend ignorieren.

Spam

Das Wort Spam stammt aus der Welt der E-Mails. Im Englischen bedeutet es einfach „Müll“ und beschreibt unerwünschte E-Mails, manchmal mit schädlichem Inhalt.

Das Ziel von Spam ist es, mir entweder etwas zu verkaufen, mich von etwas zu überzeugen oder mich zu belästigen. Für mich ist Spam-Feedback, wenn jemand mit einer persönlichen Agenda auf mich zukommt.

Es ist überlebenswichtig, gute Spamfilter zu haben, um diese Art von Feedback einzuordnen und entsprechend damit umzugehen.

Hilfreich

Alles, was nicht „Lärm“ oder „Spam“ ist, hat das Potenzial, nützlich zu sein. Mit diesem Feedback gehe ich zu dem zweiten Schritt über.

2. Kritik nutzen

Doch wie kann ich hilfreiche Kritik so möglichst gewinnbringend nutzen? Hier einige hilfreiche Tipps.

Offen zuhören – Nicht abwehren und rechtfertigen, sondern versuchen zu verstehen. Oft ist die erste Reaktion auf hilfreiches Feedback, sich zu verteidigen. Entscheide dich bewusst für aktives Zuhören.

Innere Einstellung – Kritik ist eine Chance zur Weiterentwicklung. Ändere deine Einstellung, denn hilfreiche Kritik kann der Sache, dir selbst und vielleicht auch dem Feedbackgeber helfen.

Mehr abholen – Gehe nicht davon aus, dass mit dem ersten Feedback alles gesagt ist, was die Person über die Sache denkt. Frage nach und hole Vorschläge und Ideen ein.

Eigene Reflexion – Was ist der erste Gedanke, nachdem du hilfreiches Feedback erhalten hast? Ich schlage folgende Frage vor: „Was kann ich hier tun?“

Empathie zeigen – Jeder Mensch spricht und bewertet aus seiner eigenen Erfahrungswelt. Um mehr aus dem Feedback herauszuholen, ist es manchmal gut, die Perspektive des Kritikers einnehmen zu lernen.

Feedback fördern – Wenn du für die Arbeitskultur in einem Team oder einer Organisation verantwortlich bist, dann liegt es an dir, die Feedbackkultur zu fördern. Das kann bedeuten, aktiv um Feedback zu bitten, Kritik willkommen zu heißen und den Feedbackgeber zu „belohnen“.

Kritik geben lernen

Als Leiter nehmen wir ja nicht nur Kritik entgegen, sondern wir geben auch anderen Feedback weiter. Wir behandeln dabei andere nicht immer so, wie wir selbst behandelt werden möchten.

Und das ist auch meine wärmste Empfehlung an dich. Gib Feedback so, wie du Feedback erhalten möchtest.

Wenn du aber noch etwas strukturierter vorgehen willst, dann habe ich einen praktischen Tipp für dich.

Bei Dr. Volker Kessler habe ich ein System kennengelernt, wie man produktiv und gewinnbringend Feedback geben kann. Es heißt: GeWIEHftes Feedback.

Das „WIEH“ steht für 4 Worte, die den Feedback-Prozess beschreiben. Man kennt es auch als das 4-Ohren Modell von Schulz von Thun.

1. Wertschätzung und Wahrnehmung – Sachebene (Blaues Ohr)

Zunächst möchte ich einen positiven Einstieg schaffen und einen persönlichen Anknüpfungspunkt finden. Es geht um die Sache.

Es geht darum, die eigene Beobachtung so konkret wie möglich zu beschreiben. Dabei sollten Verallgemeinerungen wie „immer, nie, ständig“ unbedingt vermieden werden.

2. Interpretation – Beziehungsebene (Gelbes Ohr)

In diesem Schritt bringe ich die Sache mit mir persönlich in Verbindung. Ich tue dies, indem ich das Verhalten des anderen interpretiere.

Dabei ist es wichtig zu kommunizieren, dass es meine Interpretation ist. Diese Interpretation kann richtig oder falsch sein, deshalb verwende ich Formulierungen wie: „Ich vermute, dass …“, „Ich könnte falsch liegen, aber ich glaube …“

3. Emotion – Selbstoffenbarung (Grünes Ohr)

Im nächsten Schritt mache ich mich selbst angreifbar. Ich offenbare offen, wie es mir in der Sache gerade geht.

Wichtig ist dabei erstens, dass ich ganz bei mir bleibe: „ich“ statt „man“, oder „wie“. Zweitens darf ich zwar Gefühle äußern, aber ich sollte den anderen nicht bewerten und „Du“-Botschaften vermeiden.

4. Handlungswunsch – Appell (Rotes Ohr)

Zuletzt formuliere ich einen Appell: „Ich wünsche mir, dass …“. Dieser Handlungswunsch sollte konkret, sachlich und nicht wertend sein.

Wichtig ist, dass die Entscheidung dem anderen überlassen wird. Wenn es möglich ist, dann versuche ich in diesem Schritt auch eine Einigung oder Handlungsvereinbarung zu erzielen.

###Zum Schluss zwei Fragen zur Selbstreflexion###

  1. In welchen Bereichen/Themen fällt es mir schwer, Feedback anzunehmen?
  2. Von welchen Leuten nehme ich ungern Feedback entgegen?
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