Lieder der Bibel (4) – Das Wort des Christus

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Im letzten Beitrag in der Reihe „Lieder der Bibel“ betrachtete Dr. Ron Man Epheser 5, um die geistliche Qualität des Lobpreises zu erläutern. In diesem Beitrag geht er auf die Parallelstelle aus Kolosser 3 ein. Hier geht es viel mehr um die horizontalen Aspekte des gemeinsamen Gesangs in der Gemeinde. Kolosser 3,16 weist natürlich deutliche…

„Das Wort des Christus wohne reichlich in euch; in aller Weisheit lehrt und ermahnt euch gegenseitig! Mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern singt Gott in euren Herzen in Gnade!“
– Kolosser 3,16 –

Der Kontext

Paulus fordert die Gläubigen in Kolossä auf, mit einer himmlischen Perspektive zu leben:

  • die ihrer Stellung in Christus entspricht (3,1-3),
  • weltliche Lebensweisen abzulehnen (3,5-9)
  • und die Neuheit des Lebens widerzuspiegeln, die sie in Christus haben (3,10).

Ihre neue Identität in Christus gibt ihnen eine Einheit in Christus, die die menschlichen Kategorien aufhebt (3,11). All diese Unterscheidungen sind jetzt bedeutungslos, weil sie in Christus sind und Christus gehören: Er ist ihr „Alles“, der Grund ihres Seins und die Fülle ihrer neuen Existenz.

Obwohl sie „auserwählt“, „heilig“ und „geliebt“ (3,13) sind, wird das Ausleben dieser Realität als geeinte Gemeinde (der „eine Leib“, zu dem sie in Christus berufen sind, 3,15b) eine Reihe verschiedener Qualitäten erfordern (3,13-15):

  • Mitgefühl
  • Freundlichkeit
  • Demut
  • Sanftmut
  • Geduld
  • gegenseitige Nachsicht
  • Vergebung
  • Liebe
  • Dankbarkeit

Der Friede, der nur in und durch Christus zu finden ist, muss in ihrer Mitte herrschen, wenn ein bunt zusammengewürfelter Haufen erlöster Sünder in der Lage sein soll, in Einheit zu leben und zu wirken, wie Gott es will (3,15a).

Die Herausforderung

Diese gemeinschaftliche Einheit wird nur dann zustande kommen, wenn das „Wort Christi reichlich in ihnen wohnt“.

Paulus ist nicht gewillt, sich mit einem halbherzigen gemeinschaftlichen Zusammensein zu begnügen. Seine Befehle sind voll von Superlativen, die wiederum auf dem bereits gesehenen primären Superlativ beruhen:

Christus ist „alles und in allem“!

Das ist die Grundlage ihrer Einheit. Diese Ermahnungen zur Vortrefflichkeit beinhalten:

  • dass die Kolosser die Liebe als das vollkommene Band der Einheit zeigen (14);
  • die Notwendigkeit der absoluten Herrschaft Christi in ihrer Mitte (15);
  • dass das Wort Christi reichlich unter ihnen wohnt (16a);
  • dass sie alle Weisheit zu ihrer gegenseitigen Erbauung zur Geltung bringen (16b);
  • und dass alles, was sie tun, sei es in Worten oder in Taten, im Namen des Herrn Jesus getan wird (17), d. h. auf seine Weise, in seiner Kraft und unter Anerkennung der Herrschaft Christi, von der Paulus bereits gesprochen hat.

Der Ruf

Es ist sicher kein Zufall, dass Paulus in diesem Zusammenhang, in dem er zu dieser Art von Einheit in der Kirche aufruft, den Gesang hervorhebt.

Einheit in Vielfalt

Einheit in Vielfalt soll den Leib Christi auszeichnen. Denn der gemeinsame Gesang ist ideal geeignet, diese Einheit in Vielfalt zu veranschaulichen und zum Ausdruck zu bringen.

Es gibt viele verschiedene Stimmen (unterschiedliche Tonlagen, Klangqualitäten usw.). Doch sind sie in einem harmonischen Chor des Lobes Gottes vereint sind, der gewiss mehr ist als die Summe der Teile.

Das Wort Christi…

Es ist auch von großer Bedeutung, dass Paulus diesen Gesang als einen würdigen Träger und Ausdruck des „Wortes Christi“ bezeichnet, das in der Mitte der Gemeinde wohnt. Das „Wort Christi“ sollte als etwas weitaus Dynamischeres verstanden werden als nur ein Wort über Christus (ein so genannter „objektiver Genitiv“ in der griechischen Grammatik).

Es deutet vielmehr darauf hin, dass Christus selbst (ein „subjektiver Genitiv“) durch sein Wort und mittels menschlicher Prediger, Lehrer, Leser und Musiker weiterhin zu uns spricht.

Es ist Christus, der durch die Lesungen, durch die Predigt und durch Lieder, die die biblische Wahrheit genau wiedergeben, gehört werden sollte.

…wohne reichlich

Das Wort Christi soll unter ihnen „wohnen“, und zwar „reichlich“. Es soll nicht nur ein- oder zweimal während des Gottesdienstes auftauchen.

Vielmehr sollten der gesamte Kontext und Inhalt des Gottesdienstes auf das Wort ausgerichtet und vom Wort erfüllt sein. Es ist diese reiche Ausrichtung auf das Wort, die sogar unseren Gesang zu einer reichen Quelle der Lehre, Ermahnung und Weisheit werden lässt.

Die Anwendung

Und so vielfältig wie der Leib Christi in seiner Zusammensetzung ist, so vielfältig sollten auch die gemeinsam gesungenen Lieder sein. Daher sagt Paulus, dass unser musikalischer Speiseplan in der Gemeinde das umfassen sollte, was er als „Psalmen, Hymnen und geistliche Lieder“ bezeichnet.

Für alle…

Es ist viel Energie und Tinte darauf verwandt worden, diese Kategorien von Liedern abschließend zu beschreiben, ohne dass ein wirklicher Konsens erzielt wurde. Aber eine sichere Schlussfolgerung kann getrost gezogen werden: Paulus will, dass es verschiedene Arten von angemessenen Liedern gibt.

Können wir uns vorstellen, dass Paulus in der kolossischen Gemeinde das Bewusstsein dafür fördern wollte, dass die verschiedenen Gruppen, auf die er sich in Vers 11 bezieht, eigene Musikformen haben?

…im Namen Jesu

Vor allem besteht Paulus darauf, dass alle Handlungen und Worte der Anbetung „im Namen unseres Herrn Jesus“ geschehen sollen (17).

Auch hier handelt es sich um eine Perspektive, die weitaus aktiver und dynamischer ist, als wir uns manchmal bewusst sind. Sie geht viel tiefer als das bloße Anbringen des Namens Jesu in der Hoffnung, dadurch eine zusätzliche geistliche Wirkung oder Wirksamkeit zu erzielen.

Das, was wir im Namen Jesu tun, bedeutet vielmehr, dass wir sein fortwährendes Mittlerwerk als unseren einzigen Zugang zum Vater erkennen und anerkennen. „Wir danken Gott, dem Vater, durch ihn“.

Unsere gottesdienstlichen Handlungen mit all ihren Unvollkommenheiten und gemischten Motiven werden von Christus erfasst und vollendet und dem Vater dargebracht. Er bekleidet sie mit seiner Gerechtigkeit als Teil seines eigenen vollkommenen gottesdienstlichen Opfers.

Und in dem Maße, in dem wir zulassen, dass unsere Worte vom „Wort Christi“ geformt und durchdrungen werden, werden sie geeignete Instrumente des Lobpreises sein. So wie der Sohn auch in uns und durch uns spricht, zur Ehre des Vaters,

Christus in allem

Christus ist unser Ein und Alles, Christus ist unser Gottesdienst, Christus ist unser Mittler und Hoher Priester, Christus ist unser Friede, Christus ist unser sicheres Wort, das in unserem Gottesdienst gesprochen wird. Das erinnert an die bekannten Worte, die Patrick von Irland zugeschrieben werden:

Christus sei mit mir, Christus in mir,
Christus hinter mir, Christus vor mir,
Christus zu meiner Rechten, Christus zu meiner Linken,
Christus, wenn ich mich niederlege, Christus, wenn ich mich setze,
Christus, wenn ich mich erhebe,
Christus im Herzen eines jeden, der an mich denkt,
Christus im Mund eines jeden, der von mir spricht,
Christus in jedem Auge, das mich sieht,
Christus in jedem Ohr, das mich hört.

 

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