Das singe ich nicht?! (Teil 2) – Argument: Assoziieren

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Dieser Beitrag ist Teil 2 von 8 in der Serie Umgang mit Liedern aus schwierigen Quellen

Hilfestellung zum Umgang mit Liedern aus fragwürdigen Quellen

Daher habe ich im ersten Teil den Rahmen abgesteckt.

In diesem und den nächsten zwei Beiträgen möchte ich nun die drei häufigsten Argumente gegen diese Lieder ansprechen und mögliche Antworten zur Einordnung angehen..

Argument #1 – Assoziieren

Was spricht nun dagegen, Lieder in die eigene Gemeinde hineinzubringen, die aus Quellen stammen, die entweder in Skandale verwickelt sind, deren Theologie nicht ganz mit unserer übereinstimmt oder die Handlungsweisen an den Tag legen, die wir so nicht gutheißen würden?

Das erste Argument gegen diese Lieder lautet etwa so:

Wenn ich diese Lieder singe, dann bin ich ein Teilhaber an der Botschaft und Prägung der Quelle. Weil ich mich mit ihren Liedern assoziiere, mache ich mich an ihren Irrlehren oder falschen Handlungen mitschuldig.“

Christen denken, lehren und handeln unterschiedlich. Und manchmal sind die Unterschiede so groß, dass wir sie als bedenklich einstufen würden.

Da ist es grundsätzlich richtig, sich von solchen Lehren und Praktiken zu distanzieren. Doch der Gedanke der Assoziation geht tiefer.

Das Problem der Assoziation

Assoziieren bedeutet, verschiedene Parteien zusammenzuschließen oder zu vereinigen. Die Sorge an dieser Stelle besteht darin, dass wenn ich auch nur einen „Teil“ der anderen übernehme, ich dann mit dem „Ganzen“ vereinigt werde.

Es geht hier um einen moralischen Konflikt; um die Frage der Schuld oder der Mitschuld.

Die Zwickmühle

Das ist auf den ersten Blick eine Zwickmühle. Aber nur auf den ersten Blick, denn Gott ist gerecht.

Jeder Mensch wird einmal für seine eigenen Gedanken, Worte und Taten zur Rechenschaft gezogen. Es gibt die „Sünde durch Assoziation“ nicht.

Der Sohn ist nicht schuld an der Sünde seines Vaters, das Volk ist nicht schuld an der Sünde seiner Regierung und der Mitarbeiter ist nicht schuld an den kriminellen Machenschaften der Geschäftsleitung.

Dieses Denken ist ein Trick des Teufels unser Gewissen zu beschweren, uns einzuengen und uns gegeneinander aufzuwiegeln. Die Auswirkungen solcher Gedanken sprechen leider für sich.

Wie aber gehen wir mit diesem Argument gewinnend und konstruktiv um?

Die Perspektive

Es ist zunächst sehr wichtig zu prüfen, ob die Lehrunterschiede den Kern des Evangeliums betreffen, oder ob es sich um untergeordnete Aspekte des Glaubens handelt. Letztere sind in der Tat sehr wichtig für jede Gemeinde, aber sie sind nicht heilsnotwendig.

Paulus hilft uns dabei, die innere Haltung einzunehmen, die auf dem gemeinsamen Evangelium beruht:

„Einige zwar predigen Christus auch aus Neid und Streit, …  aus Eigennutz verkündigen sie Christus nicht lauter, weil sie mir in meinen Fesseln Bedrängnis zu erwecken gedenken. Was macht es denn? Wird doch auf jede Weise, sei es aus Vorwand oder in Wahrheit, Christus verkündigt, und darüber freue ich mich. Ja, ich werde mich auch freuen.“ – Philipper 1,15-18

Paulus spricht von Menschen, die aus falschen Motiven und auf Wegen, die er nicht gutheißen kann, das Evangelium verkünden. Da sind große Unterschiede zu der Art, wie er selbst vorgehen würde.

Sie predigen aus Neid, Streit, Eigennutz, Unlauterkeit und um ihn zu bedrängen. Dennoch ruht sein Blick darauf, dass das Evangelium verkündet wird. Der Kern stimmte.

Sam Storms[1] denkt das konsequent weiter, wenn er fragt:

„Haben Sie aufgehört, ‚Ein feste Burg ist unser Gott‘ zu singen, weil sein Verfasser, Martin Luther, in seinen späteren Jahren schreckliche antisemitische Äußerungen machte? Sollen wir uns weigern, ‚Mir ist wohl in dem Herrn‘ zu singen, weil der Autor des Textes, Horatio Spafford, schließlich die Existenz der Hölle leugnete, den Universalismus und das Fegefeuer bejahte und sich in mehreren Fällen betrügerischer Finanzgeschäfte schuldig gemacht hat?“

Wir dürfen die Irrtümer der anderen nicht übergehen. Wir müssen sie auch nicht gutheißen. Aber wir sollten auch in der Lage sein, sie einzuordnen. Wir können bewusst ihre Lieder singen, ohne an den falschen Lehren und Handlungen mitschuldig zu werden.

Bob Kauflin sagt, „Jesus ist zu groß, glorreich und großzügig, um die besten Lieder nur Menschen zu schenken, die genauso aussehen und denken wie wir.“[2]

Wenn wir diese Lieder singen, dann werden wir nicht Teilhaber an der Schuld anderer. Vielmehr dienen wir, nach gründlicher Prüfung, unserer Gemeinde mit einem guten Lied.

[1] https://www.samStormss.org/enjoying-god-blog/post/a-defense-of-singing-songs-from-bethel-and-hillsong

[2] https://worshipmatters.com/2016/05/13/singing-songs-from-questionable-sources/

Weitere Artikel dieser Serie

Hier gehts zum Teil 3 – Argument: Unterstützen

Hier gehts zum Teil 4 – Argument: Gutheißen

Hier gehts zum Teil 5 – Weitere Argumente

Hier gehts zum Teil 6 – Was nun? Jedes Lied steht für sich

Hier gehts zum Teil 7 – Was nun? Jedes Lied wirkt im Kontext

Hier gehts zum Teil 8 – Wir haben einen größeren Auftrag

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