Das singe ich nicht?! (Teil 6) – Was nun: Jedes Lied steht für sich

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Wie gehen wir praktisch mit dem Thema um, dass uns schon seit Wochen beschäftigt? Bisher ging es darum, die Diskussion zusammenzufassen und unser Denken in der Thematik von der Bibel her zu schärfen. Nun schalten wir in einen anderen Gang und betrachten einige praktische Schritte für den Umgang mit Liedern aus fragwürdigen Quellen.

Dieser Beitrag ist Teil 6 von 8 in der Serie Umgang mit Liedern aus schwierigen Quellen

Hilfestellung zum Umgang mit Liedern aus fragwürdigen Quellen

Die einzelnen Teile dieser Blogreihe sind als zusammenhängender Text zu verstehen. Einzelne Aussagen sollten daher immer im Kontext des Ganzen interpretiert werden. Zum Einstieg in dieses Thema empfehle ich, zunächst mindestens Teil 1 zu lesen.

Hier gehts zum Teil 1

Hier gehts zum Teil 2

Hier gehts zum Teil 3

Hier gehts zum Teil 4

Hier gehts zum Teil 5

In den letzten 4 Beiträgen habe ich mich darum bemüht, die Diskussion um den Gebrauch von Liedern aus fragwürdigen Quellen zusammenzufassen und Gedankenanstöße dazu zu liefern. Wenn du diese Diskussion noch nicht gelesen hast, dann ermutige ich dich dazu, dies nachzuholen, bevor du hier weiterliest.

Noch mal zur Wiederholung. Bisher ging es um Punkt 1. und jetzt kommen wir zu Punkt 2.

  1. Die großen Kontra- und Pro-Argumente zusammenfassen und erklären.
  2. Praktische Ratschläge für den Umgang im eigenen Dienst.
  3. Das Thema im Licht des eigentlichen Auftrages der Musik in der Gemeinde einordnen.

Was nun

Nach der Zusammenfassung der Diskussion bleibe ich noch einige persönliche Antworten schuldig. Wie gehen wir praktisch weiter vor?

Diese Woche möchte ich vom Lied ausgehen, denn jedes Lied steht für sich. Nächste Woche möchte ich ergänzend von der Gemeinde aus denken, denn jedes Lied wirkt in einem bestimmten Kontext.

Jedes Lied steht für sich

Bob Kauflin schreibt: „Der unmittelbare Inhalt ist am wichtigsten. Zu wissen, WER ein Lied geschrieben hat, sollte es nicht besser oder schlechter machen. Ich sollte die Vorzüge eines Liedes zuerst anhand des Textes selbst bewerten, ohne jegliche Erklärung, denn so werden die meisten Leute ihn singen und hören.“[1]

Anfangs habe ich gesagt, dass ich eine gründliche Prüfung aller Lieder in der Gemeinde voraussetze. Denn es macht ja nur Sinn über Lieder aus Fragwürdigen Quellen zu reden, wenn wir diese eigentlich unbedenklich singen könnten, wenn wir ihren Ursprung nicht kennten.

Ich möchte dennoch jeden ermutigen, alle Lieder, die in der eigenen Gemeinde gesungen werden, immer wieder auf den Prüfstand zu stellen:

  1. Glauben wir wirklich, was wir da singen?
    Ich mache das praktisch so: „Würde ich diese Worte so von der Kanzel sagen? Wenn nicht, warum sollte ich sie dann singen?“ Jedes Lied, gleich aus welcher Quelle es kommt, muss mit unserem Glaubensbekenntnis übereinstimmen.
  2. Spricht dieses Lied uns noch aus der Seele?
    Auch wenn ein Lied inhaltlich bedenkenlos ist, kann es doch passieren, dass es von der Sprache, dem Stil, der Form oder gar durch „Totsingen“ seine Wirkung verloren hat. Manche Lieder müssen mal Pause machen, oder sie dürfen nach getanem Werk auf Rente gehen.
  3. Deckt unser Repertoire das gesamte Christenleben ab?
    Sprechen wir über alle wesentlichen Aspekte unserer Theologie? Vermitteln wir ein vollständiges Gottesbild? Haben wir Lieder, die alle emotionalen Lebenslagen und Situationen ansprechen?

Vielleicht ist es an der Zeit auch unsere Ansprüche an die Lieder höherzuschrauben. Bekanntheitsgrad, Eingängigkeit, und Worte die „noch Okay“ sind könnten sicher mit etwas solideren Entscheidungskriterien ergänzt werden.

Doch es bleibt, jedes Lied steht erst einmal für sich.

Jeder Autor hat eine theologische Schlagseite

Je besser ich die Quelle eines Liedes kenne, umso besser bin ich darauf vorbereitet, sie zu prüfen, denn jeder Autor hat eine theologische Schlagseite.

Prüfen

Bob Kauflin rät: „Wenn ich weiß, dass ein Lied von jemandem geschrieben wurde, an dessen Rechtgläubigkeit ich Zweifel habe, sollte ich den Inhalt sorgfältiger prüfen. Ich finde, dass das Problem oft eher darin liegt, was das Lied auslässt, als in dem, was es tatsächlich sagt.“[2]

Man braucht schon ein gewisses Gespür dafür, diese theologischen Feinheiten zu erkennen. Wenn ich daher bei bestimmten Aussagen in Liedern so ein „Bauchgefühl“ habe, dann spreche ich mit anderen theologisch versierten Menschen darüber.

Jede Quelle betont bestimmte Namen und Eigenschaften Gottes, und spricht andere weniger häufig an. Das Gottesbild wird nicht dadurch geprägt, dass etwas Falsches über Gott gesagt wird, sondern dass bestimmte Aspekte weggelassen werden.

Da wir alle in der Gefahr stehen, mit theologischer Schlagseite unterwegs zu sein, müssen besonders die Verantwortungsträger bewusst prüfen und sich prüfen lassen.

Prägen

Unsere Liedauswahl prägt die Theologie unserer Gemeinde. Wir stehen daher vor einer zweifachen Aufgabe:

  1. Den „ganzen Ratschluss Gottes“ zu verkündigen (Apg 20,27), und
  2. Dem theologischen Profil unserer Gemeinde gerecht zu werden.[3]

Den ganzen Ratschluss prägen wir z. B. durch die Gottesnamen, die in unseren Liedern vorkommen. Gegenwärtig scheinen König, Vater und Schöpfer zu dominieren, aber Gott ist auch Richter, Rächer und Herr.

Mit dem theologischen Profil meine ich, dass jeder Kontext seine Schwerpunkte, seine Betonungen und seine Unterschiede hat.

Ich bin mit Liedern über Buße und Sündenbekenntnis aufgewachsen. Mit Aufrufen zum mutigen Zeugnisgeben. Mit Liedern über die Ewigkeit, den Tod und die Hoffnung auf die Auferstehung.

Diese Lieder gehören zu unserem Profil, doch sie müssen z. B. mit Liedern über den Triumph Gottes, die Gnade Jesu und die Liebe des Vaters ergänzt werden.

Planen

Weil ich weiß, dass ich als Musikleiter für die theologische Ausrichtung der Gemeinde mitverantwortlich bin, muss Prüfung und Prägung immer Teil meines Planungsprozesses sein. Hier ein paar praktische Tipps dazu:

  1. Erstelle einen theologisch „abgesegneten“ Liederpool für eure Gemeinde.
  2. Nutze Liederbücher, die aus Quellen kommen, die euch theologisch nahestehen.
  3. Singe Lieder aus unterschiedlichen Quellen. Wenn wir verstärkt eine Quelle nutzen, kann das ungewollt prägen oder sogar als „Gutheißen“ (siehe oben) verstanden werden.
  4. Mische Lieder aus unterschiedlichen Epochen. Jede Zeit hatte ihre Schwerpunkte und Lücken.

Analysiere jährlich, welche Lieder wie häufig gesungen werden.[4] Achte vor allem auf theologische Breite und Tiefe.

[1] https://worshipmatters.com/2016/05/13/singing-songs-from-questionable-sources/

[2] https://worshipmatters.com/2016/05/13/singing-songs-from-questionable-sources/

[3] Siehe auch https://wortundlobpreis.de/2020/10/24/singen-mit-profil/

[4] Anregungen, wie das aussehen kann: https://wortundlobpreis.de/2021/12/26/denn-sie-wissen-nicht-was-sie-singen/

Hier geht es zu weiteren Artikeln dieser Serie

Hier gehts zum Teil 7 – Was nun? Jedes Lied wirkt im Kontext

Hier gehts zum Teil 8 – Wir haben einen größeren Auftrag

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