Das singe ich nicht?! (Teil 7) – Was nun? Jedes Lied wirkt im Kontext

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Es bleibt praktisch. Letzte Woche gab ich einige Tipps, wie man mit den Liedern direkt umgehen kann, denn jedes Lied steht für sich. Heute möchte ich aus der Perspektive der Gemeinde denken, denn jedes Lied wirkt im Kontext.

Dieser Beitrag ist Teil 7 von 8 in der Serie Umgang mit Liedern aus schwierigen Quellen

Hilfestellung zum Umgang mit Liedern aus fragwürdigen Quellen

Die einzelnen Teile dieser Blogreihe sind als zusammenhängender Text zu verstehen. Einzelne Aussagen sollten daher immer im Kontext des Ganzen interpretiert werden. Zum Einstieg in dieses Thema empfehle ich, zunächst mindestens Teil 1 zu lesen.

Hier gehts zum Teil 1 – Einführende Gedanken

Hier gehts zum Teil 2 – Argument: Assoziieren

Hier gehts zum Teil 3 – Argument: Unterstützen

Hier gehts zum Teil 4 – Argument: Gutheißen

Hier gehts zum Teil 5 – Weitere Argumente

Hier gehts zum Teil 6 – Was nun? – Jedes Lied steht für sich

Im ersten praktischen Beitrag erzählte ich, wie ich persönlich im Dienstalltag mit diesen Lieder umgehe. Vor allem der Dreischritt: Prüfen, Prägen, Planen kann eine hilfreiche Gedankenstütze für jeden Musikverantwortlichen sein.

Heute will ich noch einmal praktisch werden. Doch anstatt vom Lied her zu denken, wie ich es letzte Woche getan habe, wechsle ich die Perspektive und beginne mit der Gemeinde.

Jedes Lied wirkt im Kontext

Das kann nicht deutlich genug betont werden. Jedes Lied steht erst einmal für sich. Aber es wird auch immer von bestimmten Menschen an bestimmten Orten zu bestimmten Zeiten gesungen oder gehört.

Wir dürfen unsere Gemeinde, ihre Einstellung, ihre Erfahrungen, ihre Vorlieben und ihre Befürchtungen nicht einfach übergehen. Schließlich ist sie es ja, der wir dienen, nicht den Liedern oder der Musik.

Mike Harland ergänzt hier treffend: „Was der Autor meinte, als er es schrieb, ist interessant zu wissen. Aber was der Sänger oder die Sängerin meint, wenn er oder sie es singt, ist absolut entscheidend.“[1]

Dem kann ich nur zustimmen und noch hinzufügen, dass das, was im Gemeindemitglied während des Liedes vor sich geht, schlussendlich ausschlaggeben ist. Ihm wollen wir dienen und die Möglichkeit zum Ausdruck des Lobes und des Glaubens geben.

Müssen wir also nur Lieder singen, die unsere Leute „mögen“? Nicht ganz, denn ich sehe hier eine zweifache Aufgabe.

1. Aufgabe: Trost und Ermutigung

Zum einen geht es mir darum, solche Lieder zu wählen, die den Menschen in meiner Gemeinde Worte und Melodien geben, die sie bewusst und von Herzen singen können und wollen. Das ist die Ermutigung durch Lieder.

Als Verantwortlicher möchte ich meiner Gemeinde guttun und ihr helfen, positive Erfahrungen miteinander, unter dem Wort Gottes und in der Gegenwart unseres Herrn zu machen. Ich möchte sie an Gottes Treue erinnern und ihr die Lieder geben, die ihr aus dem Herzen sprechen.

Man kann recht einfach herausfinden, ob Trost und Ermutigung geschieht:

  1. Welche Lieder der Gemeinde müssen nicht mehr „geleitet“ werden? Man stimmt sie an und es läuft von selbst? Menschen singen ihre Lieblingslieder sehr gerne.
  2. Erhalte ich Rückmeldung zu meinen Liedern, die bestätigt, dass Menschen ermutigt und getröstet wurden? Menschen bedanken sich, wenn ihnen etwas Gutes getan wird.
  3. Stehen bestimmte Gruppen oder Personen meiner Liedauswahl kritisch gegenüber? Kenne ich die Gründe dafür, weil ich mit ihnen geredet habe? Was ist die Konsequenz für mich?

Um mit der Musik zu trösten und zu ermutigen vermeide ich bewusst Störendes und Konfrontierendes. Aber das ist nur der erste Teil der Aufgabe.

2. Aufgabe: Erbauung und Ermahnung

Erbauung bedeutet hinzuzufügen, was noch fehlt. Unser bestehender Liedschatz ist immer unzulänglich und muss erneuert, erweitert und erfrischt werden.

Somit geben wir den Geschwistern immer neue Bausteine, um ihren Glauben zu bauen. Lieder aus anderen Quellen formulieren manche Wahrheiten auf eine frische Art oder ergänzen altbekannte Themen mit neuen Impulsen.

Ermahnung konfrontiert Fehlentwicklungen und lädt zum richtigen Handeln und Denken ein. Neue Lieder, besonders aus etwas fremden Quellen, können auch hier dienen.

Die Glaubensperspektive anderer Gläubiger darf uns immer wieder positiv herausfordern.

Wie gehe ich dabei praktisch vor:

  1. Ich fülle die thematischen „Lücken“ im Repertoire aus.
    Wenn ich bereits drei Lieder über Gott den Schöpfer habe, braucht es ja nicht noch ein viertes, auch wenn es mir so gut gefällt.
  2. Ich gleiche die emotionale Schlagseite aus.
    Ich will nicht nur melancholisch, traurig, euphorisch, nachdenklich, fröhlich, besinnlich oder anregend sein. Die emotionale Wirkung muss zur jeweiligen Situation und Aufgabe im Gottesdienst passen, und ich will Lieder haben, die unterschiedliche Stimmungen aufnehmen können.
  3. Ich finde Lieder, die gezielt zur Botschaft eines Gottesdienstes oder einer Predigt passen.
    Wenn es bekannte Lieder sind, leite ich sie entsprechend ein. Wenn es unbekannte Lieder sind, wird daraus ein Vortragslied. Wichtig ist die Botschaft.
  4. Ich führe Lieder mit neueren Stilen und Formen vorsichtig ein.
    Jede Gemeinde hat seine eigene Entwicklungsgeschwindigkeit und sein eigenes „Neu“. Ich darf mich nicht zu sehr von außen antreiben lassen. Dennoch glaube ich, dass jedes Jahr Lieder geschrieben werden, die es wert sind, von uns gesungen zu werden.[2]

In allem ist Gottes Weisheit und seine Liebe zur Gemeinde absolute Grundlage. Wer seine eigene Agenda durchdrücken will, wird bald nicht nur den Widerstand der Gemeindeglieder zu spüren bekommen.

[1] Mehr dazu: https://wortundlobpreis.de/2022/03/20/sollten-wir-deren-lieder-singen/

[2] Mehr dazu: https://wortundlobpreis.de/2021/12/19/neue-lieder-flache-lieder/

Hier geht es zum letzten Artikel der Serie

Hier gehts zum Teil 8 – Wir haben einen größeren Auftrag

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