Lobpreis und (L)Ehre

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Der Lobpreis muss auf der Lehre aufbauen und die Lehre muss zum Lobpreis führen. Dieser Satz ist nicht gerade ein Werbeslogan oder ein griffiger Buchtitel. Das soll er auch nicht sein. Er will mehrmals gelesen werden und zum tieferen Nachdenken anregen. Wenn du dazu bereit bist, dann lies weiter.

Dieser Beitrag ist Teil 2 von 12 in der Serie Musikverständnis

Lobpreis muss auf Lehre aufbauen und Lehre soll zum Lobpreis führen

J.I. Packer Gott Erkennen „Der Zweck der Theologie ist Doxologie – wir lernen, um zu preisen … wir sollten jede Wahrheit, die wir über Gott erfahren, als Anlass wahrnehmen … [der] uns ins Lob Gottes führt“

„Die Anbetung muss dem Studium hinzugefügt werden, um die Erneuerung unseres Geistes durch die bereitwillige Annahme der Person, die unseres Lobes würdig ist, zu vervollständigen. Studium ohne Anbetung ist gefährlich… Die Dinge Gottes ohne Anbetung zu behandeln, wird sie immer verfälschen.“ (Dallas Willard in Gott. Du musst es selbst erleben)

Auf Erkenntnis zu antworten, ist geistlich gesehen überlebenswichtig:

Weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen offenbart … Weil sie Gott kannten, ihn aber weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten … darum hat Gott sie dahingegeben …“ – Römer 1,19.21a.24a :

Wenn wir Gott erkennen, müssen wir ihn als Gott preisen. Lobpreis beruht auf Erkenntnis (= Lehre) und Erkenntnis auf Lobpreis.

Es geht also immer um Subjekt und Objekt in Beziehung. Mensch und Gott in Beziehung. Gott, der sich offenbart und zu sich einlädt und der Mensch, der antwortet und lobt.

Ist diese Frage relevant?

Der Lobpreis muss auf der Lehre aufbauen und die Lehre muss zum Lobpreis führen. In der evangelikalen Welt gibt es zwei unterschiedliche Tendenzen:

1. Das Objekt im Fokus

Eine Strömung betont das Objekt, also Gott, und unterdrückt die menschliche Seite.

Lieder werden vor allem nach der vermittelten Theologie beurteilt und nicht so sehr danach, ob sie den Menschen emotional und musikalisch ansprechen, ganz nach dem Motto: „Wenn die Wahrheit verkündet wird, wird der Mensch automatisch loben.“

2. Das Subjekt im Fokus

Die andere Strömung geht hauptsächlich vom Subjekt aus und spricht über das Objekt hauptsächlich aus der menschlichen Perspektive.

Es geht um das Erleben Gottes, um das Fühlen, um persönliche Erfahrungen: „Wenn die Menschen mitgenommen werden, führt das automatisch zum Lob Gottes.“

Perspektive versöhnt

Tatsächlich finden wir beide Perspektiven in der Bibel wieder. Wir dürfen Theologie und Ergriffenheit nicht gegeneinander ausspielen.

Psalm 34,9 sagt „schmecket und seht, dass der Herr freundlich ist“.

Schmecken heißt erfahren und sehen heißt erkennen. Beides hilft uns, in der Beziehung zu Gott zu wachsen.

Wir sollen es theologisch erkennen und persönlich erfahren. Deshalb ist kein entweder oder, sondern ein sowohl als auch der biblische Weg.

Das Wort-Antwort Prinzip

Die biblische Erklärung dieser Aussage beruht auf dem Prinzip von Wort und Antwort, das uns in der Bibel immer wieder begegnet. Gott spricht – Wort und der Mensch reagiert – Antwort.

So wird beispielsweise die Aufforderung, Gott zu loben, wird im Psalter in der Regel mit einer Lehraussage über Gott begründet:

Psalm 117 „Lobt den HERRN, alle Nationen! Rühmt ihr, alle Völker! Denn mächtig über uns ist seine Gnade! Die Treue des HERRN währt ewig! Halleluja!“

Auch der Verfasser des Hebräerbriefes verbindet im gegenwärtigen Dienst Jesu in der Gemeinde Lehre und Lobpreis. Beachte: Jesus ist in beiden Aspekten entscheidend und führend beteiligt.

„Kundtun will ich deinen Namen meinen Brüdern; inmitten der Gemeinde will ich dir lobsingen“ – Hebräer 2,12

Wort

Beim Lobpreis geht es nicht um einen Gott, den wir uns in unserer Phantasie zusammenbasteln, je nachdem, wie es uns gerade geht. Wir loben nicht den Gott, wie wir ihn gerne hätten.

Es geht um den Gott, der sich in seinem Wort offenbart. Lobpreis ist die Antwort auf Gottes Offenbarung.

Antwort

Andererseits muss Lehre zum Lobpreis führen und anregen:

Psalm 119,171 „Meine Lippen sollen Lob hervorströmen lassen, denn du lehrst mich deine Ordnungen“

Römer 11,33-36 „Welche Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unaufspürbar seine Wege! Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Mitberater gewesen? Oder wer hat ihm vorher gegeben, und es wird ihm vergolten werden? Denn aus ihm und durch ihn und zu ihm hin sind alle Dinge! Ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.“

Wenn Lehre ohne Antwort bleibt, dann haben wir Gottes Reden nicht wirklich begriffen. Dann hat uns seine Wahrheit nicht völlig ergriffen.

Prinzip & Praxis

Wie sieht dieses Leitbild von Lehre und Lobpreis in der Praxis aus? Die beiden wichtigsten Elemente unserer Gottesdienste sind die Predigt und der Lobpreis:

  1. im Lobpreis erfahren wir etwas über Gott
  2. in der Predigt lernen wir Gründe zu loben
  3. der Lobpreis ist die bewusste Antwort der Gläubigen auf die Offenbarung Gottes

Predigt und Lobpreis ergänzen einander. Die Predigt sollte nicht gegen den Lobpreis ausgespielt werden, denn sie ist tatsächlich Teil der Anbetung, und ihr Ziel ist die Anbetung.

Deshalb halten wir fest: Die Predigt wird niemals den Lobpreis ersetzen, und der Lobpreis wird niemals Predigt sein können.

Praktisch bedeutet dies auch, dass der Lobpreis in der Gemeinde diese antwortende Rolle nur dann einnehmen kann, wenn er entsprechend angeleitet wird. Der Lobpreis muss bewusst als Antwort auf Gottes Offenbarung eingesetzt werden.

Einige praktische Überlegungen dazu:

  1. Sing nicht einfach vor der Gemeinde, sondern kommuniziere Lobpreis und lade zum Mitmachen ein!
  2. Plane die Lieder so ein, dass sie zu den anderen Elementen im Gottesdienst passen und vor allem als Antwort verstanden werden.
  3. Gib der Gemeinde durch bewusst ausgewählte Verse biblische Gründe für den Gesang.
  4. Nutze die wenigen Worte vor und zwischen den Liedern, um die Gemeinde für die Gründe des Liedes zu sensibilisieren.

Der Lobpreis muss auf der Lehre aufbauen und die Lehre muss zum Lobpreis führen. Das ist geistlich lebensnotwendig und hat ganz praktische Konsequenzen für die Bewertung und das Verhältnis von Lobpreis und Predigt im Gottesdienst.

Ich wünsche dir immer wieder neu Erkenntnisse aus dem Wort Gottes, die dich mit Paulus einstimmen lassen: „Oh welch Tiefe des Reichtums….“

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Der Lobpreis muss auf der Lehre aufbauen und die Lehre muss zum Lobpreis führen. Dieser Satz ist nicht gerade ein Werbeslogan oder ein griffiger Buchtitel. Das soll er auch nicht sein. Er will mehrmals gelesen werden und zum tieferen Nachdenken anregen. Wenn du dazu bereit bist, dann lies weiter.