Muss man Lobpreis leiten?
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Im Musikverständnis unserer Gemeinde gibt es diesen kurzen Satz: „Lobpreis wird angeleitet.“ Ist das nicht selbsterklärend? Nicht ganz, denn Lobpreisleitung wird in christlichen Gemeinden sehr unterschiedlich gehandhabt. Deshalb ist es schon wichtig, sich in einer Gemeinde auf ein gemeinsames Verständnis auch zu diesem Thema zu verständigen.
Lobpreis ist inzwischen in vielen Gemeinden inzwischen das neue Wort für „Gemeindegesang“ oder „gemeinsamer Gesang“, also den Teil des Gottesdienstes, der durch gemeinsames Singen geprägt ist.
Natürlich zieht mit dem neuen Begriff „Lobpreis“ oft auch ein neuer Stil und viele neue Lieder in die Gemeinden ein, manchmal sogar ein ganz neues Verständnis von Musik und Gottesdienst.
Wir verwenden das Wort „Lobpreis“ in unserem Sprachgebrauch auch, um deutlich zu machen, wie das gemeinsame Singen in einer Gemeinde angeleitet wird, nämlich durch ein „Lobpreisteam“.
Warum braucht der Gemeindegesang Anleitung?
Ich selbst habe schon verschiedene Formen der Lobpreisleitung erlebt. Kaum zu glauben, aber Lobpreisteams gab es nicht schon immer? oder doch?
Auch wenn die genaue Form der musikalischen Leitung für die neutestamentliche Gemeinde nicht vorgeschrieben ist, so hat das Lobpreisteam doch ein biblisches Vorbild:
- Durch König David erhält die Musik einen festen Platz im Gottesdienst.
- Sowohl in Jerusalem bei der Bundeslade als auch in Gibeon bei der Stiftshütte bildet David feste Lobpreisteams.
- Jedes Team hat zwei Leiter. Alle Instrumentengruppen sind vertreten: Sänger, Rhythmusinstrumente (Zimbel), Saiteninstrumente (Psalter, Harfe), Blasinstrumente (Trompete).
- Die Teams sind so groß, dass keiner der täglichen Gottesdienste ohne Musik auskommt.
„Und David ließ dort vor der Lade des Bundes des HERRN den Asaf und seine Brüder, damit sie Dienst täten vor der Lade allezeit, wie es jeder Tag erforderte; dazu Obed-Edom und seine Brüder, achtundsechzig Mann,….“
1 Chronik 16,37
„Und den Priester Zadok und seine Brüder, die Priester, bestellte er bei der Wohnung des HERRN auf der Höhe bei Gibeon, dass sie dem HERRN täglich Brandopfer darbrächten auf dem Brandopferaltar, am Morgen und am Abend, … und mit ihnen Heman und Jedutun und die andern Erwählten, die namentlich bestimmt waren, um dem HERRN zu danken, dass seine Güte ewiglich währt, mit Trompeten und hell klingenden Zimbeln und mit Saitenspiel zur Ehre Gottes.“
1 Chronik 16,39-42
Diese neue Struktur und Aufgabe der Leviten war Gottes Idee. Er wollte, dass die Musik ein fester Bestandteil der Gottesdienste seines Volkes wird.
Und in dieser jahrtausendealten Tradition stehen wir bis heute. Vom geleiteten Lobpreis in der Gemeinde.
Die Männer, die David damals mit der Leitung der Musik beauftragte, waren bemerkenswert. Wir können viel von ihnen lernen.
Biblische Faktoren für Lobpreisleitung
Als Musikdiener in der Ortsgemeinde haben wir es mit einer außergewöhnlichen Form der Leitung zu tun. Unser Auftrag ist eines der schönsten Phänomene der Schöpfung – die Musik.
Unser Ziel ist eines der edelsten Ziele überhaupt – das Lob Gottes. In 1. und 2. Chronik 9 fallen mir Faktoren auf, die für die Lobpreisleitung wichtig sind.
1. Die Berufung zum Musikdienst
Der Ursprung des geistlichen Musikdienstes in der Gemeinde ist Gott. Er hat uns die Musik geschenkt und möchte unter uns seine Ziele und seinen Willen verwirklicht sehen.
„Und er stellte die Leviten auf im Haus des HERRN, mit Zimbeln, mit Harfen und mit Zithern, nach dem Befehl Davids und Gads, des Sehers des Königs, und des Propheten Nathan; denn der Befehl war durch den HERRN, durch seine Propheten ergangen.“
2 Chronik 29,25
Aus diesem Vers allein lernen wir drei wichtige Lektionen
- David entwickelte die neue Struktur im Team mit Gad und Nathan
- David handelte im direkten Auftrag Gottes, um einen geistlichen musikalischen Dienst zu entwickeln
- David stellte solche Leute auf, die begabt, ausgebildet und geistlich ausgerichtet waren
Uns werden vier Leitungspersonen vorgestellt:
- Kenanja – „den Obersten der Leviten beim Anstimmen des Gesangs“ (1Chr 15,22)
- Heman – „der Sänger“ (1Chr 6,18) und „der Seher“ (1Chr 25,5)
- Jedutun – „der Sänger“ (1Chr 15,19) und „der Seher“ (2Chr 35,15)
- Asaf – „Heman’s rechte Hand“ (1Chr 6,24) und „der Seher“ (2Chr 29,30)
2. Die doppelte Qualität des Musikleiters
Von jeder Person wird uns die musikalische Begabung berichtet, die sie als Sänger und, wie auch an anderen Stellen erkennbar, als Instrumentalisten mit Zimbeln, Trompeten und Saitenspiel (1Chr 15,19; 16,42) und auch als Dirigenten (1Chr 23,5; 25,7) auszeichnete.
Gott möchte geistliche Menschen im musikalischen Dienst sehen. Das sind Menschen, die so mit Gott leben, dass sie ihn erkennen, ihn sehen und diese Gotteserkenntnis durch einen geisterfüllten Dienst in Wort und Gesang anderen weitergeben können.
3. Das Talent des Musikleiters
„Singt ihm ein neues Lied; spielt schön auf den Saiten mit Jubelschall!“
Psalm 33,3
Die Lobpreisleiter Israels konnten gut leiten (1Chr 15,22b), Massenchöre und große Orchester aufbauen (2Chr 5,12ff) und beherrschten eine Vielzahl von Instrumenten.
Die hatten die geistliche Gabe „den HERRN zu loben und zu preisen“ und die Gemeinde dazu anzuleiten.
4. Die Ausbildung des Musikleiters
Und es war ihre Zahl mit ihren Brüdern, die im Gesang für den HERRN geübt waren, alles Meister.“
1Chronik 25,7
Man kann davon ausgehen, dass jeder aktive Musiker in dieser Struktur eine formale Ausbildung von etwa 5-10 Jahren durchlaufen musste.
Darüber hinaus gab es eine integrierte kontinuierliche informelle Weiterbildung „unter der Leitung ihrer Väter“ (1Chr 25,6). Aus- und Weiterbildung waren und sind Voraussetzungen für effektive Lobpreisleitung.
5. Die Vorbereitung des Musikleiters
„Damals, an jenem Tag, trug David zum ersten Mal dem Asaf und seinen Brüdern auf, den HERRN zu preisen.“
1Chronik 16,7
Ich glaube nicht, dass Asaf in der Vorbereitungszeit für diesen Auftritt jemals gedacht hat: „Oh, das ist jetzt gut genug. Den Fehler lassen wir jetzt mal durchgehen. Es ist ja das erste Mal, dass die Leute diesen Song hören. Das wird schon“.
Einschlägige Studien haben darauf aufmerksam gemacht, dass die Musikalität einer Gruppe beim gemeinsamen Singen einen großen Einfluss darauf hat, ob die Gemeinde mitsingt oder lieber schweigt.
Musikalität ist aber nichts Angeborenes, sondern etwas Erlerntes. Der Musikdiener in der Gemeinde hat jede Woche eine Zwischenprüfung seiner Arbeit.
Durch Vorbereitung kann die Qualität gesteigert werden, Tempo, Dynamik und Tonart können passend gewählt werden. Ohne Vorbereitung bleibt vieles dem Moment und dem Zufall überlassen.
6. Dienst und Autorität
„Damals, an jenem Tag, trug David zum ersten Mal dem Asaf und seinen Brüdern auf, den HERRN zu preisen“
1 Chronik 16,7
„der nach der Anweisung des Königs weissagte“
1 Chronik 25,2
Es wird deutlich, wie die Musikleiter im Volk Israel hierarchisch eingeordnet waren. Sie dienten unter Autorität.
Allerdings hatten sie selbst auch Autorität inne, denn andere dienten z. B. „unter der Leitung Asafs“ (1Chr 25,2).
Leiten aus der Mitte heraus, das ist der Ort effektiver Lobpreisleitung.
7. Ein Dienst im Team
Lese mehr dazu in 1Chr 25,8-31.
David hat einen strategischen und pragmatischen Ansatz. Jede Aufgabe wird sofort mit einem Namen und Strukturen verbunden.
Der Auftrag wird formuliert, der Leiter eingesetzt und das unterstützende Team einberufen. Lobpreisleitung ist Teamarbeit.
8. Ein Dienst in Beständigkeit
„Und David ließ dort, vor der Lade des Bundes des HERRN, den Asaf und seine Brüder, damit sie ständig vor der Lade Dienst taten nach dem täglichen Bedarf“
1 Chronik 16,37
Der Musikdienst hat diesen Anspruch der Kontinuität bis heute nicht verloren. Zwar sind wir nicht mehr täglich und ganztägig im Einsatz, aber die Kontinuität des Musikdienstes ist Voraussetzung und Herausforderung zugleich.
9. Ein Dienst für die Gemeinschaft
Die Lobpreisleiter Davids dienten vor dem Volk und für das Volk. Bei aller Struktur, Ausbildung, Leitung und Autorität darf nicht vergessen werden, wer der Adressat des Ganzen war: das Volk.
Sie sollten „vor dem Volk“ und „für das Volk“ dienen. Lobpreisleitung wird erst dann wirksam, wenn sie die Gemeinde erreicht und sich auf sie auswirkt.
Prinzipien für Leiter
Abschließend möchte ich noch einige praktische Überlegungen zu Lobpreisleitern anstellen. Wie suchen wir heute nach fähigen Lobpreisleitern? Wir suchen nach Menschen…
- …die die Gemeinde von Herzen lieben und auch außerhalb des musikalischen Bereichs am Gemeindeleben teilnehmen (Gebetsstunde, Mitgliederversammlung, Abendmahl, etc.)
- …die fest im Wort Gottes gegründet sind daraus ihr Gottesbild gewinnen.
- …die das Wohl der Gemeinde suchen und nicht ihre persönlichen Ambitionen auch dann verfolgen, auch wenn die Gemeinde nicht mitzieht
- …die authentisch von persönlichen Erfahrungen mit Gott berichten können
- …die die Gemeindevision verinnerlicht haben und mit den Ältesten an einem Strang ziehen.
- …die ein Gespür für gute zeitgemäße Gestaltungsformen haben und gleichzeitig die Trends im Musikbereich sorgfältig reflektieren können.
Das Thema Leiterentwicklung und -mobilisierung ist natürlich noch viel umfassender als diese Liste wiedergeben kann. Sie soll aber für den Moment genug Input sein für die kurze unseres Musikverständnisses: „Lobpreis wird angeleitet.“
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„Dieser Artikel beleuchtet die wesentliche Rolle der Lobpreisleitung in der Gemeinde und betont die tiefen biblischen Wurzeln dieses Dienstes. Die Erwähnung von König David und seiner Leitung der musikalischen Anbetung erinnert uns daran, wie lange dieser Dienst schon existiert. Die Betonung der geistlichen Ausbildung und Hingabe zeigt, dass Lobpreisleiter nicht nur Musiker, sondern auch geistliche Leiter sein sollten. Teamarbeit und der Dienst für die Gemeinschaft sind entscheidend, um die Anbetung authentisch und kraftvoll zu gestalten. Dieser Artikel bietet inspirierende Einsichten und ermutigt Lobpreisleiter, ihre Berufung mit Leidenschaft und Hingabe auszuleben. Vielen Dank für diesen informativen Beitrag.“
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Danke für dein ermutigendes Feedback.
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