Gott, und Gott allein!

Posted in

ein Beitrag von:

Vorwarnung! Dieser Beitrag ist sehr Basic, und dazu noch überlang. Zwei Gründe also, ihn zu überspringen und auf relevantere Themen zu warten. Oder umgekehrt ausgedrückt, zwei Anreize, ihn besonders aufmerksam und offen zu lesen. Diesmal geht es um das Objekt unseres Lobpreises.

Dieser Beitrag ist Teil 4 von 10 in der Serie Musikverständnis

Lobpreis ist immer Gott-zentriert

Einerseits scheint es fast akademisch und überflüssig, einen solchen Leitsatz zu formulieren. Wenn Lobpreis nicht auf Gott ausgerichtet ist, ist es dann noch Lobpreis?

Wie bei allen biblischen Grundwahrheiten lohnt es sich auch hier, immer wieder neu darüber nachzudenken. Sind es nicht oft die so genannten „Selbstverständlichkeiten“ des christlichen Lebens, die manchmal vergessen oder verdreht werden, ohne dass wir es merken?

So hat sich z.B. der Begriff „Lobpreiszeit“ in vielen Gemeinden institutionalisiert. Aber streng genommen ist nicht jedes Lied und nicht alles, was in dieser Zeit geschieht, Lobpreis, oder?

Wir laden zum Glauben ein, wir ermutigen einander in der Nachfolge, wir geben Zeugnis von unserem Glauben, wir beten zu unserem Herrn und hören auf sein Reden. Und manchmal singen wir ihm auch unser Lob, aber nicht immer.

Wenn wir bewussten Lobpreis fördern wollen, fängt es bei unserem Verständnis von Lobpreis an und endet bei der Kommunikation dieser Wahrheit in der Gemeinde.

1. Der Grundsatz: Gott ist Grund und Empfänger unseres Lobes

Lobpreis braucht einen Adressaten, und christlicher Lobpreis ist auf Gott ausgerichtet. Das ist ein urbiblisches Prinzip.

Gott als Person oder seine Eigenschaften sind im Psalter immer das direkte Objekt der Verben „lobt“, „preist“, „verherrlicht“ etc. Alle Lobespsalmen beziehen sich auf Gottes Wesen und Werk.

Er ist Grund und Adressat unseres Lobes. Lobpreis ist die Antwort auf zwei Aspekte unserer Beziehung zu Gott: wenn wir etwas von Gott erkennen und wenn wir etwas mit Gott erleben.

Lob nach der Erkenntnis Gottes

 „Kundtun will ich deinen Namen meinen Brüdern; inmitten der Gemeinde will ich dir lobsingen.“
Hebräer 2,12

Lob nach dem Erleben Gottes

„Beharrlich habe ich auf den HERRN geharrt, und er hat sich zu mir geneigt und mein Schreien gehört. Er hat mich heraufgeholt aus der Grube des Verderbens, aus Schlick und Schlamm; und er hat meine Füße auf Felsen gestellt, meine Schritte fest gemacht. Und in meinen Mund hat er ein neues Lied gelegt, einen Lobgesang auf unseren Gott. Viele werden es sehen und sich fürchten und auf den HERRN vertrauen.“
Psalm 40,2-4

Soweit der Grundsatz. Doch möchte ich zwei Beobachtungen weitergeben, wo ich sehe, dass von ihm abgewichen wird.

2. Was sind die Alternativen?

Wenn Lobpreis nicht Gott-zentriert ist, worauf fokussiert er sich dann?

Alternative 1: Lobpreis ist Menschen-zentriert

Wenn es um den Menschen geht, steht das eigene Empfinden oder Erleben im Mittelpunkt. Wenn der Fokus von Gott weg und auf mich hin dreht, dann geht es im Lobpreis um mein Gefühl.

Ich komme in den Gottesdienst mit der Erwartung, etwas zu erleben. Ich möchte durch die Lieder auf einer oder mehreren Ebenen angesprochen werden:

Darüber hinaus kann es beim Lobpreis auch hauptsächlich um mein Erleben gehen. Ich singe Lieder, um mich mitzuteilen oder um über mich nachzudenken.

Ich singe vor allem, um auszudrücken, was mich bewegt, oder ich lasse mich auf die Lobpreiszeit ein, um eine persönliche Erfahrung oder Ermutigung mitzunehmen.

Wie ich gleich näher ausführen werde, ist es mit dem Fokus auf Gott im Lobpreis nicht so einfach, denn schließlich ist es ein fühlender und erlebender Mensch, der Gott lobt.

Zuvor aber noch ein paar Gedanken zu einer zweiten Richtung, die der Lobpreis einschlagen kann, wenn der Fokus von Gott weggeht.

Alternative 2: Lobpreis ist Welt-zentriert

Vieles ist nicht mehr in Ordnung in der Welt. Es gibt viel Ungerechtigkeit und Elend.

Davor dürfen wir nicht die Augen verschließen. Lobpreis ist keine idealistische Euphorie, die mit unserem Leben nichts mehr zu tun hat.

Lobpreis ist aber auch nicht der Ort, um die Menschen und die Welt anzuprangern. Vielmehr können wir gemeinsam die Nöte und Sorgen der Welt vor Gott bringen.

Wir legen unsere Lasten auf ihn und vertrauen auf die Souveränität unseres himmlischen Vaters. Wenn unser Lobpreis Welt-zentriert wird, dann entziehen wir den Problemen die Quelle der Lösung.

Fragt Petrus auf dem Wasser…

3. Ein inhaltliches Spannungsfeld

Wie bereits angedeutet, ist der Gott-Fokus im Lobpreis keine simple Sache. Schließlich sind es wir, subjektiv fühlend und in einer Zeit an einem Ort lebend, die Gott durch unser Lob besingen.

Perspektiven der Lieder

Wir singen nicht nur zu Gott, sondern manchmal über Gott. Die Richtung unserer Lieder sprechen manchmal Gott direkt an: „Du bist genug für mich …“, aber oft sprechen sie auf horizontaler Ebene über Gott, „Welch ein Freund ist unser Jesus …“

Wir singen nicht nur von Gott, sondern adressieren auch Menschen. In manchen Liedern sprechen wir den Menschen direkt an und ermutigen oder ermahnen zum Umdenken oder Handeln „Kommt, sagt es allen weiter …“

Wir singen über unsere Erfahrungen mit Gott. Viele Lieder sind sehr subjektiv und persönlich. „Mir ist wohl in dem Herrn …“, „ich bin einer, den die Gnade fand“, „Ich steh an deiner Krippen hier“, um einige bekannte Lieder zu nennen.

Und manchmal singen wir Lieder, die aus der Perspektive Gottes her getextet sind: „Ich bin bei dir“, „Ich will dich segnen“.

Das Dach namens Lobpreis

Wie kriegen wir diese unterschiedlichen Inhalte und Perspektiven unserer Lieder unter das Dach namens Lobpreis?

In Kolosser 3,16 gibt Paulus uns eine hilfreiche Zusammenfassung dessen, was Gott durch das gemeinsame Singen in der Gemeinde erreichen will:

„Lasst das Wort des Christus reichlich unter euch wohnen“ – werdet erfüllt vom Evangelium und verkündet es nach außen.

„In aller Weißheit lehrt“ – nutzt die Lieder, um die Wahrheiten Gottes zu verstehen und zu verinnerlichen.

„und ermahnt“ – im Gesang geschieht Jüngerschaft, d. h. Ermutigung, Erbauung, Trost und Ermahnung.

„einander“ – durch den Gesang soll Gemeinschaft gelebt, gefördert und ausgedrückt werden.

„singt Gott“ – diese Worte zum Schluss sagen mir, dass in allen vier Aktivitäten das Lob Gottes inbegriffen ist. Gott wird also nicht nur gelobt, wenn er direkt angesprochen wird, sondern auch dann, wenn sein Wille in der Gemeinde geschieht.

4. Drei Herausforderungen

Für die Praxis sehe ich daher drei Herausforderungen, die hauptsächlich mit unserer Denkweise über Lobpreis zusammenhängen.

Herausforderung 1: Liedauswahl

Oft wird Gott-zentriertheit von Lobpreis an der Liedauswahl festgemacht. Wie ich eben gezeigt habe, können ganz unterschiedliche Lieder zu Gottes Ehre beitragen.

Was die Lieder in der Gemeinde Gott-zentriert macht, ist nicht nur der Inhalt der Lieder. Dazu gehören mindestens zwei weitere Aspekte: Anleitung und Haltung

Herausforderung 2: Anleitung

Damit Gott im Lobpreis im Zentrum steht, ist es Aufgabe der Lobpreisleiter, Gott auch ins Zentrum zu stellen. Dies geschieht in erster Linie nicht durch die Auswahl der Lieder, sondern auf die Art und Weise, wie die Gemeinde zum Mitsingen eingeladen wird.

Man kann einerseits eine „Fühl dich gut, wenn du mitsingst“ – Einladung, oder eine „So ist Gott, also singe ihm“ – Einladung aussprechen.

Oft sprechen die Lieder eben nicht für sich, sondern wirken je nach gesetzten (oder passierten) Kontext. Anleitung ist ein Schlüssel, um Lobpreis Gott-zentriert zu machen.

Herausforderung 3: Haltung

Neben der Anleitung ist ein wesentlicher Punkt im Gott-zentrierten Lobpreis die innere Haltung eines jeden von uns. Wir können fehlenden Gott-Fokus auf die Liedauswahl oder das Lobpreisteam schieben, aber am Ende stehen wir selbst, du und ich, persönlich vor Gott.

Wir tragen die Verantwortung dafür, ob Gott in unserem persönlichen Lobpreis im Zentrum steht, oder nicht. Viel zu oft machen wir es auf unsere eigene Weise von Menschen abhängig.

Wir kritisieren die Liedauswahl, die Tonmischen oder die Qualität der Musiker. Doch am Ende darf unser Lobpreis nicht von diesen Dingen abhängen.

Die Qualität unseres Lobpreises soll immer von der Qualität des Objektes unseres Lobes abhängen.

Wir sollten besonders diesen letzten Punkt als Christen in Betracht ziehen. Die wenigsten von uns sind regelmäßig für die Liedauswahl oder Lobpreisleitung verantwortlich.

Aber wir sind jedes Mal, wenn zum Lob Gottes eingeladen wird, in der Verantwortung, Gott ins Zentrum zu stellen.

Wie machen wir das? Lobpreis ist wie eine Gabe, die wir Gott zurückgeben.

5. Lobpreis und Jüngerschaft

Dieser letzte Gedanke öffnet die Diskussion noch mal in eine ganz andere, Richtung. Und auch wenn dieser Post dadurch überlang wird, möchte ich hier nicht zu früh kürzen.

Wenn wir sagen, Lobpreis ist immer Gott-zentriert, dann ist das in erster Linie eine persönliche Verantwortung. Natürlich sind Leiter und Lehrer dazu beauftragt, uns das zu zeigen und uns zu erinnern, doch am Ende steht jeder selbst vor Gott.

Opfer des Lobes

Wir bringen unser Lob als eine Gabe zu Gott, als ein Opfer. Das Lob Gottes ist nicht isoliert und unabhängig von unserem Leben als Nachfolger Christi.

Die Bibel spricht immer wieder vom Opfer unseres Lobes oder vom Dankopfer, sowohl im AT als auch im NT. Wenn wir uns diese Texte genauer anschauen, merken wir, wir das gottzentrierte Lob direkt unserer Nachfolge zu tun hat.

Lob und Bekenntnis

„Durch ihn nun lasst uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen! Das ist: Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.“
Hebräer 13,15

Lob und Gehorsam

„Opfere Gott Dank und erfülle dem Höchsten deine Gelübde… wer Dank opfert, verherrlicht mich und bahnt einen Weg; ihn werde ich das Heil Gottes sehen lassen.“
Psalm 50,14.23

Lob und Zeugnis

„Sie sollen den HERRN preisen für seine Gnade, für seine Wunder an den Menschenkindern. Sie sollen Dankopfer darbringen und mit Jubel seine Taten erzählen.“
Psalm 107,22

Lob und Hingabe

„Ach, HERR, ich bin ja dein Knecht! Ich bin dein Knecht, der Sohn deiner Magd! Gelöst hast du meine Fesseln! Dir will ich Dankopfer bringen, anrufen will ich den Namen des HERRN.“
Psalm 116,16-17

Bekenntnis, Gehorsam, Zeugnis und Hingabe – das sind Lernziele der Jüngerschaft. Spanndend, das Lobpreis uns hier so in die Pflicht nimmt, Gott bewusst ins Zentrum unseres Lobes zu nehmen.

Series Navigation<< Lobpreis ist (auch) KopfsacheLebensgrund Lobpreis >>

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorwarnung! Dieser Beitrag ist sehr Basic, und dazu noch überlang. Zwei Gründe also, ihn zu überspringen und auf relevantere Themen zu warten. Oder umgekehrt ausgedrückt, zwei Anreize, ihn besonders aufmerksam und offen zu lesen. Diesmal geht es um das Objekt unseres Lobpreises.