Mit Pauken und Trompeten

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Für den Lobpreis eignen sich Musikinstrumente aller Art Mit diesem Satz in unserem Musikverständnis machen wir eine grundsätzliche Aussage darüber, welchen biblischen Rahmen wir über Formen und Stil der Musik in der Gemeinde sehen. Bevor du die Augen vor diesem Thema verdrehst, lass mich kurz die Wichtigkeit einer solchen Aussage darstellen.

Dieser Beitrag ist Teil 8 von 10 in der Serie Musikverständnis

Für den Lobpreis eignen sich Musikinstrumente aller Art

Mit diesem Satz in unserem Musikverständnis machen wir eine grundsätzliche Aussage darüber, welchen biblischen Rahmen wir über Formen und Stil der Musik in der Gemeinde sehen. Bevor du die Augen vor diesem Thema verdrehst, lass mich kurz die Wichtigkeit einer solchen Aussage darstellen.

Die Brisanz

Wir befassen uns heute mit einem Thema, dass in der Geschichte der Kirche ein unrühmliches Kapitel darstellt. Denn historisch betrachtet hat fast jede Veränderung der Musik und Ausdrucksform im christlichen Gottesdienst zu Kontroversen und Konflikten geführt.

Der monophone Gregorianische Gesang wurde im ersten Jahrtausend n. Chr. von polyphoner Musik abgelöst, und plötzlich hörte man Harmonien in Gottesdiensten. Der Übergang blieb nicht ohne Krise.

Orgeln wurden etwa 300 v. Chr. in Griechenland erfunden. Die Kirchenväter sahen in ihnen heidnisches Instrument, das für den kirchlichen Gebrauch kategorisch abgelehnt werden musste. 

Erst um 900 Chr. wurde die Orgel zuerst christlich eingesetzt. In der Reformation war sie dann wieder, „des Teufels Dudelsack, die Teufelstrompete oder der Verführer zur Anbetung des römischen Antichristen“. 

Die Puritaner zogen später durch die Lande und zerstörten die „Instrumente des Bösen“. Das war die sog. Orgelkontroverse im 16.-17. Jahrhundert.

Martin Luther führte eine Vielzahl an Musikformen in die Gottesdienste ein, während Johannes Calvin darauf bestand, dass nur die Psalmen gesungen werden sollten. Eine nicht unwichtige Trennung zwischen diesen zwei Reformationsbewegungen.

Kirchenväter

Schon im 5. Jahrhundert hatten viele Kirchenväter nicht viel Gutes über Musikinstrumente an sich zu sagen. Sie reagierten damit hauptsächlich auf die heidnischen Praktiken und die heidnische Musik ihrer Zeit.

So bezeichnete Thomas Aquinas Harfen und Psalter als „grob und fleischlich“.

Cyprian (3. Jhd) schrib in De spectaculis: „Er [der Musiker] versucht, mit seinen Fingern zu sprechen, undankbar gegenüber dem Schöpfer, der ihm eine Zunge gegeben hat … Diese Dinge [Instrumente], selbst wenn sie nicht den Götzen geweiht wären, sollten von gläubigen Christen nicht betreten und betrachtet werden; denn, selbst wenn sie nicht verbrecherisch wären, zeichnen sie sich durch eine extreme Wertlosigkeit aus, die für Gläubige wenig geeignet ist.“

St. John Chrysostom sagte: „Hier braucht man keine Zitharas, keine gespannten Saiten, kein Plektrum und keine Technik, kein Musikinstrument, sondern man kann, wenn man will, selbst eine Zitharas werden, indem man die Glieder des Fleisches kastriert und Geist und Körper in volle Harmonie bringt.“ („Exposition of Psalm 141“ in Oliver Strunk, Source Readings in Music History

Diese Ablehnung brachte diese Theologen in Erklärungsnot, da die Bibel sehr positiv zum Einsatz von Musikinstrumenten auffordert. Vor allem in den Psalmen, aber nicht nur dort.

Clement von Alexandria[1] löste das Problem, indem er alle Instrumente des AT als Allegorien für den menschlichen Körper beschrieb (Leier = Mund, der vom Geist angeschlagen wird, Pauken und Tanz = die meditierende Gemeinde).

Der zuvor erwähnte St. John Chrysostom hatte einen anderen Ansatz: „Die Instrumente wurden ihnen [d. h. den alten Israeliten] erlaubt, weil sie auf die Schwäche ihres Geistes Rücksicht nahmen und weil sie sich noch nicht vom Götzenkult gelöst hatten. So wie Gott ihre Opfer erlaubte, so erlaubte er auch ihre Instrumente, indem er sich zu ihrer Schwäche herabließ.“ („In Psalmis“ in Jospeh Gélineua,  Voices and Instruments in Christian Worship).

Von teuflisch zu heilig

Als man sich dann doch endlich auf Harfen als geeignetes Instrument geeinigt hatte, war die Violine der nächste Kandidat „ein Teufelsinstrument“ zu sein, weil es in weltlichen Festen zum Tanz aufspielte. Irgendwann legte sich auch das.

Dann kam der Klavierbann vor etwa 140 Jahren. Das aufrecht stehende Instrument stand in Saloons und ähnlichen Establishments. Es war „Ragtime“, und kein geistlich denkender Mensch hätte so etwas je in einem Gottesdienst geduldet.

Dann war es das neue geistliche Lied und die Verbreitung von zeitgenössischer christlicher Musik, dem „Jesus Rock“ seit den 1960ern – diese „teuflische Musik“. Es war Hippiemusik. Gitarren, Percussion, … aber das ist ja schon unsere Geschichte.

Ach ja, noch ein Wort zum biblischsten aller Instrumente: Die Trommel … muss ich mehr sagen (Psalm 150)?

Warum so kontrovers?

Was steckt nun hinter diesen Konflikten und Entwicklungen, gerade in Bezug auf Instrumente? Wie immer gibt es keine einfachen Antworten, und wichtiger ist es aus meiner Sicht, gut, liebevoll und geistlich in diesen Situationen zu handeln.

Dennoch sind, meiner Beobachtung nach, die Reaktionen auf Musikformen oft nicht biblisch begründet, sondern stammen aus anderen Quellen, wie z. B. das persönliche Geschichtsgedächtnis, Prägungen, ästhetische Vorlieben etc. 

Manchmal basieren Argumente gegen gewisse Instrumente gar auf falsch interpretierten biblischen Texten. Oder wie bei den Kirchenvätern auf z. T. haarsträubende „Einlegung“ statt „Auslegung“ der Schrift, um ihre vorher festgelegte Position zu erklären.

Doch ist jede Auseinandersetzung in der Gemeinde immer ernst zu nehmen, aber auch einzuordnen. Ich bin überzeugt, dass die meisten Auseinandersetzungen und Kontroversen in der Musik basieren auf subjektiven Argumenten, und sind eben nicht der Austausch über biblische, objektive, Aussagen.

In Nachhinein erscheinen viele dieser Kontroversen naiv und fast lächerlich. Doch zu ihrer Zeit haben sie großen Schaden für das Evangelium, die Gemeinde und das christliche Zeugnis der Nächstenliebe angerichtet.

Wir dürfen sie nicht unterschätzen. Daher ist es wichtig, klar und biblisch begründet Stellung dazu zu beziehen.

Auf der anderen Seite ist es auch wichtig, respektvoll und vorsichtig mit Menschen umzugehen, die echte Mühe und Not mit manchen Veränderungen haben.

Wo wir stehen

Im Psalter wird dazu aufgefordert, Gott mit Schlag-, Blas- und Saiteninstrumenten anzubeten (vgl. insbesondere Ps. 150). Bis auf die Tasteninstrumente, die es damals noch nicht gab, werden somit alle Kategorien von Instrumenten für den Lobpreis verwendet. 

Es gibt vor allem in Alten Testament viele Stellen, die Musikinstrumente in allen drei Gattungen zur geistlichen Musik eingesetzt werden.

Danach wirst du zum Hügel Gottes kommen, wo Wachposten der Philister stehen. Gleich am Stadtrand begegnest du einer Gruppe Propheten, die von der Opferhöhe herabkommen. Vor ihnen her werden Harfe, Tamburin, Flöte und Zither gespielt, und sie weissagen.

1 Samuel 10,5b

David und ganz Israel tanzten voller Hingabe vor Gott und sangen dazu unter Begleitung von Zithern und Harfen, Tamburin, Zimbeln und Trompeten.

1 Chronik 13,8

So brachte ganz Israel die Bundeslade des HERRN jubelnd und mit Hörnerschall unter dem Klang von Trompeten und Zimbeln, Harfen und Zithern hinauf.

1 Chronik 15,16

An keiner Stelle in der Bibel wird ein Musikinstrument als solches kritisiert oder als für den Lobpreis ungeeignet deklariert. Daher gilt für uns:

Wir möchten als Gemeinde von vornherein keine Musikinstrumente ausschließen, sondern vielmehr eine Vielfalt von Instrumenten fördern. Wichtiger als die Frage, „womit gespielt wird“ ist für Gott die Frage „wer spielt“. 


[1] Paidagogus, Buch II

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  1. Comments

    Avatar von Joel

    Vielen Dank!!

    Gut recherchiert, biblisch fundiert und vor allem relevant


    1. Comments

      Avatar von Dr. Johannes Schröder
      Dr. Johannes Schröder

      Danke für dein Feedback, Joel.


  2. Comments

    Avatar von Johannes Schulde
    Johannes Schulde

    Durch Verbote und Einschränkungen, sowie Gleichschaltung im Stil, haben die Verantwortlichen (Kirchenväter, Theologen, Älteste) die gute, positive Entwicklung der Gaben verpasst und sogar gehindert.
    Die musikalische Entwicklung in der Gemeinde sollte nur von Theologen mit musikalischem Verständnis begleitet und beeinflusst werden (David ist ein gutes Beispiel dafür).
    Musiker ohne theologisches Verständnis und Theologen ohne musikalisches Verständnis bringen den Bereich des Lobpreises und Verherrlichung Gottes in eine Schieflage.
    Ich freue mich über diesen Blog, der eine Bereicherung für mich ist.
    Gottes Segen euch! Ich bin gespannt über weitere Beiträge.
    Johannes S.


    1. Comments

      Avatar von Dr. Johannes Schröder
      Dr. Johannes Schröder

      Danke für deinen Input.


Für den Lobpreis eignen sich Musikinstrumente aller Art Mit diesem Satz in unserem Musikverständnis machen wir eine grundsätzliche Aussage darüber, welchen biblischen Rahmen wir über Formen und Stil der Musik in der Gemeinde sehen. Bevor du die Augen vor diesem Thema verdrehst, lass mich kurz die Wichtigkeit einer solchen Aussage darstellen.