Wir singen

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Fast schon im Nachtrag kommt hier der letzte Beitrag in der Reihe „Musikverständnis“. Lobpreis ist schwerpunktmäßig eine Sache des Kollektivs o. der Gemeinschaft. Dieser Satz ist der letzte von 10 theologischen Aussagen unseres Musikverständnisses. Für dich klingt das jetzt vielleicht total selbstverständlich. Aber vielleicht kann er auch schnell missverstanden werden.

Dieser Beitrag ist Teil 10 von 12 in der Serie Musikverständnis

Lobpreis ist schwerpunktmäßig eine Sache des Kollektivs o. der Gemeinschaft

Dieser Satz ist der letzte von 10 theologischen Aussagen unseres Musikverständnisses. Für dich klingt das jetzt vielleicht total selbstverständlich. Aber vielleicht kann er auch schnell missverstanden werden.

Was damit NICHT gesagt wird

Wir sagen damit nicht: „Lobpreis ist nichts für das persönliche geistliche Leben.“

Nein, ganz im Gegenteil. Musik ist neben Gebet und Bibellesen ein wichtiger Teil unserer täglichen Beziehungspflege mit Jesus.

Da sich das Musikverständnis aber auf den Lobpreis in der Gemeinde bezieht, steht hier die Gemeinschaft im Vordergrund. Wenn wir gemeinsam Gott loben, ist es eben nicht eine „Du allein vor Gott“-Situation, sondern eine „Wir gemeinsam vor Gott“-Situation.

Wir sagen auch nicht: „Im Gottesdienst haben Vortragslieder keinen Platz“.

Vortragslieder haben sehr wohl ihren berechtigten Platz in unseren Gottesdiensten. Sie haben aber primär eine andere Funktion als Lobpreislieder für die Gemeinde.

Vortragslieder sind inhaltlich und musikalisch darauf angelegt, dass man ihnen zuhört und von der Musik und der Botschaft mitten ins Herz getroffen wird. Der Lobpreis dagegen soll die Gemeinde einladen, Gott im Gesang von Herzen zu antworten, den Glauben aktiv zu bezeugen und die liebende Gemeinschaft untereinander zum Ausdruck zu bringen.

Dass Lobpreis in erster Linie eine Sache der Gemeinde, also des Kollektivs ist, ist eine zutiefst biblische Überzeugung. Wir singen!

Der erste Lobpreis der Bibel

Das erste Mal, wo in der Bibel Musik zur Ehre Gottes vorkommt, ist es eine gemeinschaftliche Aktivität:

Damals sangen Mose und die Söhne Israel dem HERRN dieses Lied. Sie sagten: Singen will ich dem HERRN, denn hoch erhaben ist er; Pferd und Wagen warf er ins Meer.

5. Mose 15,1

Und möglicherweise noch bevor dieses Lied des Mose debütiert wurde, sangen die Frauen Israels schon gemeinsam das Lob Gottes:

Und Mirjam sang ihnen zu: Singt dem HERRN, denn hoch erhaben ist er; Pferd und Wagen warf er ins Meer!

5. Mose 15,21

Das Lied von Deborah

Zu den ersten Vortragsliedern der Bibel gehört der Gesang der Deborah.

Hört, ihr Könige! Horcht auf, ihr Fürsten! Ich will dem HERRN, ich will ihm singen, will spielen dem HERRN, dem Gott Israels!

Richter 5,3

Dieser Lobpreis war ein Zeugnis vor den feindlichen Herrschern. Im Lobpreis Gottes sagte Debora zu den feindlichen und einheimischen Fürsten: „Der Sieg kommt vom Herrn!“

Aber auch dieses Lied war für andere bestimmt. „Hört, ihr Könige! Horcht auf ihr Fürsten!“ – so beginnt das Lied. Dieses Vortragslied sollte eine ganz bestimmte Botschaft vermitteln.

Das erste Lied der davidischen Tempelordnung

Von besonderer Bedeutung für uns heute sind die Ordnungen, die König David den Leviten in 1. Vieles von dem, was wir in unseren Gemeinden musikalisch tun, geht auf diese Tempelordnung zurück.

An jenem Tag beauftragte David zum ersten Mal Asaf und die anderen Leviten den HERRN zu preisen. Und sie sangen: Dankt dem HERRN und verkündet seinen Namen. Erzählt allen Völkern von seinen Taten. Singt ihm und spielt ihm ein Lied zur Ehre. Erzählt von allen seinen Wundern.

1. Chronik 16,7-9

Wir erkennen zunächst, dass der Lobpreis von höchster geistlicher Instanz angeordnet wird. König David „beauftragt“ die Leviten.

Dann sehen wir, dass bestimmte Personen mit der Leitung beauftragt werden. Asaf und die anderen Leviten wurden für diesen Dienst besonders hervorgehoben.

Schließlich sehen wir, dass der Anfang des Liedes eine Einladung zum gemeinsamen Lobpreis ist: „Dankt … verkündet … erzählt … singt … spielt“.

Der Lobpreis in der davidischen Tempelordnung war vor allem eine Sache der Gemeinschaft. Das wichtigste Ensemble war die Gemeinde.

Lobpreis in den Psalmen

Dieses Wechselspiel von Vorsingen und Einladung zum Mitsingen durchzieht das ganze Buch der Psalmen:

Ich will den HERRN sehr preisen mit meinem Mund, und inmitten vieler werde ich ihn loben.

Psalm 109,30

Preisen will ich den HERRN allezeit, ständig soll sein Lob in meinem Munde sein.

Im HERRN soll sich rühmen meine Seele; hören werden es die Sanftmütigen und sich freuen.

Erhebt den HERRN mit mir und lasst uns miteinander erhöhen seinen Namen!

Psalm 34,2-4

Verkündigen will ich deinen Namen meinen Brüdern; inmitten der Versammlung will ich dich loben.

Ihr, die ihr den HERRN fürchtet, lobt ihn; alle Nachkommen Jakobs, verherrlicht ihn, und scheut euch vor ihm, alle Nachkommen Israels!

Psalm 22,23-24

Während im Psalter auch der einzelne Gott sein Lob ausspricht (z.B. Ps 145,2), scheint die Betonung auf der Gemeinde als Kollektiv zu liegen.

Häufig finden sich auch in den Psalmen, in denen der einzelne Gott sein Lob ausspricht, bestimmte Zusätze, die auf ein Kollektiv verweisen („Ich will dich loben inmitten der Gemeinde“; Ps. 22,23; 35,8; 109,30).

Im Psalter finden sich alle Aufforderungen zum Lob Gottes in der 1., 2. und 3. Person Plural (Ps 105,1; 106,1; 118,1; 67,4.6; 99,3; 138,4; 140,14; 145,10).

Neues Testament

Und im Neuen Testament? Die Betonung der Gemeinschaft im Lobpreis wird noch deutlicher:

Singt miteinander Psalmen und Lobgesänge und geistliche Lieder, und in euren Herzen wird Musik sein zum Lob Gottes.

Epheser 5,19

Gebt den Worten von Christus viel Raum in euren Herzen, indem ihr seine Worte weise gebraucht, um einander zu lehren und zu ermahnen. Tut dies durch Psalmen, Lobgesänge und geistliche Lieder die ihr aus ganzem Herzen und mit Gnade erfüllt für Gott singt.

Kolosser 3,19

Und als sie ein Loblied gesungen hatten, gingen sie hinaus zum Ölberg.

Markus 14,26

Fazit?

Lobpreis sollte nicht (zu stark) individualisiert werden. Stattdessen sollte die Gemeinde als Ganzes (!) vor den Thron Gottes kommen.

Anwendung: 

Wir wollen eine Gemeinde sein, die gemeinsam Gott lobt, indem wir die Lieder als Gebete laut und mit ganzem Herzen singen.

Wir wollen, dass die Gemeinde singt! – Das ist die Hauptaufgabe der Lobpreisleiter unserer Gemeinde.

Deshalb achten wir darauf, dass alle Entscheidungen von diesem Ziel her getroffen werden. Die musikalische Form, das Auftreten der Sänger, die Ansprache des Leiters, alles soll dazu dienen, die Gemeinde zum Singen zu ermutigen und zum Mitmachen anzuleiten.

Die Gemeinde soll von Herzen singen! – das ist die Aufgabe der ausgewählten Lieder.

Deshalb achten wir auf ein inhaltlich und stilistisch ausgewogenes Repertoire. Wir greifen auf einen festen und erprobten Liederpool zurück und führen neue Lieder bewusst und sorgfältig ein.

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